Verhaltensweisen von Katzen erklärt

Schnurren, scharren, kratzen, treteln – typische verhaltensweisen von Katzen

Unsere Hauskatzen leben ihre angeborenen arteigenen Bedürfnisse auch beim Zusammenleben mit Menschen aus, teils zur Freude, teils zum Leidwesen ihrer Besitzer. Was hat es auf sich mit dem gemütlichen Schnurren, dem nervenden Kratzen und weiteren angenehmen und weniger willkommenen Verhaltensweisen?

Text: Ruth Lisa Knapp   Titelbild: disq/stock.adobe.com

Katzenschnurren: Es geht mir gut

Wie Katzen schnurren, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt, aber viel spricht dafür, dass der eigentümliche Stimmapparat der Katze für das Schnurren verantwortlich ist. Neben den normalen Stimmbändern besitzt sie nämlich ein zweites, «falsches» Paar, auch Vorhof-Falte genannt. Die beim Ein- und Ausatmen darüberströmende Luft verursacht den typischen, als gemütlich empfundenen Laut, den die Katze über lange Zeit und ohne Anstrengung hervorbringen kann und der den ganzen Körper leicht vibrieren lässt, wobei der Mund geschlossen bleibt.

Warum Katzen schnurren, ist geklärt: Nicht nur, weil sie sich wohlfühlen, denn man beobachtet auch gebärende, verletzte und sogar sterbende Katzen, die laut und ausdauernd schnurren. Bereits im zarten Alter von einer Woche beginnen die Kätzchen zu schnurren, während sie saugen, und signalisieren so, dass die Milch fliesst, dass alles in Ordnung ist. Und die Mutterkatze antwortet ihrerseits durch Schnurren. Als Sekundäreffekt bleibt diese Mutter-Kind-Kommunikation auch bei erwachsenen Katzen erhalten und zeigt eine ausgeglichene, zufriedene Stimmung an. In Notlagen (zum Beispiel bei Krankheit oder beim Tierarzt) setzen sie das sogenannte Angstschnurren ein, um auf sich aufmerksam zu machen, sich selbst zu beruhigen und das Gegenüber freundlich zu stimmen.

Treteln: Ich fühle mich sehr wohl

In den gleichen Zusammenhang gehört das Treteln, das wohlige Auf-der-Stelle-Treten. Der Milchtritt der Welpen wird auch im Erwachsenenalter beibehalten, sei es auf weicher Unterlage oder auch auf der Brust oder dem Schoss des Menschen. Da dabei die Krallen rhythmisch aus- und eingezogen werden, kann dies durchaus lästig bis schmerzhaft sein. Es ist der Milchtritt des Welpen, den die Hauskatze ihr Leben lang gerne ausführt, wenn sie sich wohlfühlt.

schnurren von katzen

Das schnurren der Katze zeigt eine ausgeglichene, zufriedene Stimmung an
Foto: tashka2000/stock.adobe.com

Reiben und Köpfchen geben: Ich bin dein Freund

Katzen, die sich mögen, reiben manchmal ihre Köpfe aneinander oder sie streichen so umeinander herum, dass ihre Flanken sich berühren. Dies dient dem Austausch von Körpergerüchen, mit deren Hilfe die Katze Freund und Feind unterscheidet. So gibt sie ihren Geruch weiter und nimmt den Geruch des anderen Tiers auf. Bekannter Geruch bedeutet, dass man sich vor dem anderen nicht zu fürchten braucht und dass man ihm nichts tun muss. Durch Duftdrüsen an den Schläfen und in der Mundhöhle wird dieses feine Parfüm, das die groben menschlichen Nasen nicht riechen können, ausgeschieden. Eine weitere solche Drüse befindet sich unter der Schwanzwurzel. Auch dort kann die Zugehörigkeit zum Freundeskreis schnuppernd überprüft werden.

Das arteigene Ritual wird auf den Menschen übertragen. Die Katze kommt an und reibt Kopf und Flanken am Bein oder an der Hand des Menschen, um ihn der Zugehörigkeit zu ihrer «Familie» zu versichern. Da Gerüche nicht lange vorhalten, wird der Vorgang immer wieder wiederholt. Weil der Mensch so gross ist, stellen sich manche Katzen dazu auf die Hinterbeine oder machen sogar einen Hopser. Auch dies wurde in frühester Jugend bereits angelegt: Wenn die Mutterkatze zurück ins Nest kommt, recken die Jungen ihre Köpfchen zu ihrem Gesicht hoch, und später strecken sie sich nach oben oder erreichen leicht hüpfend den Kopf der Mutter, die den ihren gleichzeitig senkt, um den Kleinen das Begrüs­sungsritual zu erleichtern.

Krallenschärfen: Die Beute soll mir nicht entgehen

Das Schärfen der Krallen ist eine Tätigkeit, deren Sinn sofort einleuchtet: Der Jäger muss seine Waffen zum Ergreifen der Beute jederzeit einsatzbereit haben. Dabei wird der Streck- und Beugemechanismus trainiert und die äussere Hornhülle abgestreift, sodass die Krallen wieder frisch und spitz sind. Zum prophylaktischen Kratzen benutzt die Katze draussen meist Baumstämme oder Zaunpfähle, in der Wohnung Türpfosten, Teppiche und Möbel. Doch lassen sich die meisten Katzen dazu erziehen, geeignete Kratzbretter oder Kratzbäume zu benutzen und das Sofa in Frieden zu lassen. Gleichzeitig mit der Krallenpflege wird das Terrain markiert, und zwar optisch durch die sichtbaren Kratzspuren und olfaktorisch durch den Duft aus den Drüsen, die sich zwischen den Ballen der Vorderpfoten befinden. So imprägniert die Katze die Kratzstelle mit ihrem Eigengeruch und drückt damit aus: Das ist mein Kratzbaum, meine Wohnung, mein Territorium.   

Exkremente verscharren: Ich will nicht auffallen

Wer kennt das nicht: Wenn die Katze mal muss, gräbt sie zunächst ein Loch, setzt sich darüber, entleert sich und scharrt es wieder zu. Auch innerhalb der Wohnung, auf der Katzentoilette, verhält sie sich so und steht daher in dem Ruf, besonders sauberkeitsliebend zu sein. Diese uns Menschen sehr willkommene Verhaltensweise hat allerdings nichts mit einem ausgeprägten Sinn für Hygiene zu tun. Katzen vergraben ihren Kot und Urin, weil sie die Ausbreitung des penetranten Geruchs verhindern wollen, der andere Artgenossen provozieren könnte. Ganz lässt er sich nicht unterdrücken, ein gewisses Signal, ein bescheidenes «Ich-war-da» sendet auch das verscharrte Geschäft aus. Bei frei lebenden Katzen wurde beobachtet, dass dominante Kater ihren Kot nicht verscharren, sondern ihn gern offen auf Bodenerhebungen platzieren, sodass sich der Gestank weithin ausbreiten kann. Daraus schloss man, dass das Verscharren eine Geste der Unterordnung ist.

Markieren: Das ist mein Terrain

Markieren gehört zum Kommunikations-, nicht zum Ausscheidungsverhalten und dient dem Kennzeichnen des eigenen Territoriums. Gemeint ist das wiederholte Versprühen kleiner Mengen konzentrierten Urins an markanten, strategisch wichtigen Stellen. Die Katze beschnuppert eine vertikale Fläche, dreht sich um und spritzt im Stehen und mit erhobenem Schwanz, dessen Spitze zittert, gegen die Stelle, die die Duftmarke erhalten soll. Gescharrt wird nicht. Das wäre auch nicht sinnvoll, man möchte ja gerochen werden. Bevorzugte Orte im Haus sind Türpfosten, Möbelkanten, der Lieblingssessel oder einfach eine Wand. Beliebt sind auch Elektrogeräte, die wegen ihrer Wärmeausstrahlung den Geruch besonders gut konservieren. Manchmal werden Kleidungsstücke, Taschen oder andere persönliche Gegenstände des Menschen besprüht. Wahrscheinlich möchte die Katze so ihre Zugehörigkeit zu dieser Person betonen.

Nicht nur viele potente Kater markieren, sondern gelegentlich auch kastrierte und sogar manche Kätzin, vor allem während der Rolligkeit, aber in viel geringerem Umfang. Kastration hilft also nicht immer gegen das Problem des üblen Geruchs. Unterdrücken lässt sich dieses vom Instinkt gesteuerte Verhalten nicht, höchstens durch konsequente Umgewöhnung nach draussen verlagern. – Wenn man bedenkt, dass wir Menschen nicht nur Mauern und Schlösser brauchen, um unseren Besitz abzugrenzen und gegen andere zu verteidigen, sondern auch umfangreiche Gesetzeswerke, Polizei und Gerichte, dann erscheint der Gebietsschutz der Katzen durch Markieren als eine durchaus kluge und sehr ökonomische Massnahme.