ohrenentzündungen bei hunden

Ohrenentzündungen bei Hunden

Schüttelt ihr Hund stark den Kopf, kratzt er sich vermehrt an den Ohren oder sind sie schmutzig und gerötet, dann ist sicherlich eine Ohrentzündung im Spiel.

Text: Dr. med vet. FVH Luzia Klauser   Titelbild: Reddogs/stock.adobe.com

Ob lange hängende Schlappohren, Kippohren, Knopf- und Rosen- oder Stehohren – die Natur (oder besser gesagt der Mensch) hat mit seinen Züchtungen einiges angestellt. Diese anatomischen Veränderungen bringen leider auch gerne mal Probleme mit sich.

So unterschiedlich die Ohrmuscheln auch ausgebildet sind, der Aufbau der Ohren bleibt gleich. Das Ohr dient zur Weiterleitung des Schalls und setzt sich aus dem äusseren Ohr, dem Mittelohr und dem Innenohr zusammen. Der Gehörgang von Hunden ist deutlich länger als der von Menschen und hat eine L-Form. Er verläuft erst senkrecht und danach waagrecht bis zum Trommelfell.

Je nach Hunderasse ist der Gehörgang unterschiedlich stark behaart. Je stärker diese Behaarung, desto weniger gut ist das Ohr belüftet. Dies führt zu einem feucht-warmen Ohrenklima, das Entzündungen und Infektionen begünstigt. Gerade der Pudel oder der Lagotto sind Vertreter mit stark behaarten Ohren. Hinter dem Trommelfell beginnt das Mittelohr mit der Paukenhöhle, in der sich die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel befinden. Der Schall wird über das Mittelohr ins Innenohr weitergeleitet, welches das Gleichgewichtsorgan und die Rezeptoren für das Gehör beinhaltet.

    ohrenentzündungen bei hunden

    Eine Ohrenentzündung kann durch das starke Kratzen, Reiben und heftiges Kopfschütteln zu einem Blutohr führen.
    Foto: Ivonne Wierink/stock.adobe.com

    Ohrenentzündungen

    Die klassischen Anzeichen einer Ohrenentzündung sind Rötung, Schwellung, Schmerz und Verschmutzung des Ohrs. Eine Entzündung macht sich meist über Kopfschütteln, vermehrtes Kratzen an den Ohren oder das Reiben der Ohren am Boden bemerkbar. Ist das Innenohr betroffen, können auch Gleichgewichtsstörungen oder eine Lähmung der Gesichtsnerven auftreten. Erbrechen, schielen oder schnelle seitliche Bewegungen der Pupillen (Nystagmus) können ebenfalls vorkommen, wenn sich die Entzündung bis ins Innenohr ausbreitet.

    • Otitis externa: Zu den häufigsten Ohrenentzündungen beim Hund gehört die Otitis externa. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des äusseren Gehörgangs.
    • Otitis media: Hierbei handelt es sich um eine Entzündung des Mittelohrs. Häufig geht eine Otitis externa mit einer Otitis media einher. Vor allem, wenn die Entzündung bereits seit längerem besteht, steigt das Risiko einer Mittelohrentzündung.
    • Otitis interna: Bei dieser Form ist das Innenohr mit dem Hör- und Gleichgewichtsorgan betroffen. Es kommt zu Gleichgewichtsproblemen, Kopfschiefhaltung und anderen neurologischen Auffälligkeiten.

    Ursachen von Ohrenentzündungen


    Mögliche Auslöser solcher Entzündungen sind Allergien, Fremdkörper, Parasiten, Keratinisierungsstörungen, Tumore oder Polypen, Autoimmunerkrankungen oder Viren. Diese Primärursachen bringen die natürliche Ohrflora aus dem Gleichgewicht. Das Mikroklima ist gestört und verändert. Infolgedessen kommt es zur Vermehrung der vorhandenen Mikroflora: Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken und Pseudomonaden oder Hefepilze wie Malassezien siedeln sich an, vermehren sich übermässig und führen zu einer Ohrenentzündung. Diese Keime sind keinesfalls «fremd» oder ansteckend, sondern Teil der normalen Ohrflora.
    Viele Hunde haben prädisponierende Faktoren, die eine Ohrenentzündung begünstigen. Diese Faktoren allein können noch keine Entzündung hervorrufen, begünstigen jedoch eine Entzündung. Grosse Schlappohren führen dazu, dass die Ohren schlecht belüftet sind. Hat ein Hund viele Haare im Gehörgang, sorgt dies ebenfalls für eine schlechte Belüftung. Wasserratten unter den Hunden können auch Kandidaten für eine Ohreninfektion sein, wenn die Ohren nicht optimal trocknen. Ein enger Gehörkanal führt ebenfalls zu einer schlechten Belüftung. Aber auch Rassen mit Stehohren, wie zum Beispiel der Deutsche Schäferhund, sind nicht vor Ohrenentzündungen sicher. Hier sind es vor allem Futtermittel- oder Umweltallergien, welche die Entzündungen begünstigen.

    Bei sehr jungen Hunden sehen wir auch immer wieder Ohrmilbenbefall. Diese Parasiten werden durch den direkten Kontakt mit Artgenossen übertragen und verursachen starken Juckreiz. Das vermehrte Kratzen führt zu einer Rötung und Schwellung, was wiederum eine Entzündung begünstigt.

    Othämatom

    Das Blutohr, wie ein Othämatom auch genannt wird, kann die Folge von extremem Kratzen, Reiben und heftigem Kopfschütteln sein. Dabei kommt es zu Verletzungen der kleinen Gefässe im Ohr. Diese Blutung füllt den Raum zwischen Haut und Ohrknorpel und verursacht eine warme, pralle Schwellung am Ohr. Eine immunmediierte Ursache wird ebenfalls stark diskutiert. So ein Blutohr ist oftmals die Folge einer Ohrenentzündung, kann aber zum Beispiel auch bei einem Befall mit Demodexmilben, einer Schilddrüsenunterfunktion, einer Nebennierenüberfunktion, Allergien oder anderen Parasiten wie Flöhen oder Räudemilben auftreten.

    Diagnose

    Ist das Ohr gerötet, schmutzig, schmerzhaft oder stinkend, sollte es von einem Tierarzt genauer untersucht werden. Mithilfe eines Otoskops werden der Gehörgang und das Trommelfell untersucht und ein Abstrich für eine zytologische Untersuchung genommen. Mit einem Schnellfärbeverfahren kann so ein erster Eindruck unter dem Mikroskop in der Praxis gewonnen werden. Liegen viele Bakterien vor, wird eine Probe für eine bakteriologische Untersuchung mit Resistenzprofil entnommen. Diese wird in einem externen Labor untersucht und gibt Auskunft über den genauen Bakterienbefall respektive darüber, welches Antibiotikum für die Therapie geeignet ist. So kann bakteriellen Resistenzen und wiederkehrenden Infektionen vorgebeugt werden.

    Ohrenentzündungen sind sehr schmerzhaft und eine Untersuchung wird von gewissen Hunden teils kaum bis gar nicht toleriert. Hier hilft eine Sedation, um sich ein genaueres Bild zu verschaffen und den Gehörgang gründlich zu reinigen. Je nach Ursache der Entzündung wird das Ohr danach entsprechend behandelt. Doch Vorsicht! Solche Entzündungen können je nach Ursache hartnäckig und wiederkehrend sein.