Weihnachtszeit ist für Haustiere gefährlich

Die besinnliche Weihnachtszeit steht vor der Türe und lockt mit vielen Leckereien. An jeder Ecke begegnet man Guetzli, Lebkuchen und Christstollen. Die Schaufenster sind weihnachtlich bunt geschmückt und auch zu Hause verschönert manch einer die Wohnung nun mit Glitzerlametta, Duftkerzen und Tannennadeln. Doch nicht alles, was uns Menschen schmeckt, ist auch für unsere Haustiere bekömmlich.

Text: Dr. med. vet. Luzia Klauser  Titelbild: mizina/stock.adobe.com

Damit Weihnachten entspannt über die Bühne geht und nicht in einem Notfallbesuch beim Tierarzt endet, sind ein paar Dinge zu beachten. Oftmals entscheidet die Menge über eine mögliche Vergiftung. Falls Sie bei Ihrem Tier Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Erbrechen, vermehrtes Trinken, Atem­probleme, Benommenheit, starkes Speicheln, Kreislaufbeschwerden, Herzrasen, Torkeln, Zittern oder Krämpfe beobachten, können dies Hinweise auf eine Vergiftung sein. Bitte kontaktieren Sie um­gehend einen Tierarzt.

Der Klassiker: Die Schokolade

Je dunkler die Schokolade, desto mehr Kakao enthält sie. Im Kakao findet sich Theobromin, ein Wirkstoff, der von Hunden und Katzen nicht aus­geschieden werden kann und zu Vergiftungen führt. Die höchsten Theobromin-Werte finden sich in Kochschokolade und Zartbitterschokolade. Weisse Schokolade, Milchschokolade und Pralinen enthalten jedoch fast kein Theobromin. Eine Vergiftung führt zu Unruhe, Nervosität, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Krämpfen, Zitteranfällen und Herzrasen. Falls Ihr Tier Schokolade gefressen hat, kontaktieren Sie bitte sofort einen Tierarzt. Je nach aufgenommener Menge müssen die Tiere zum Erbrechen gebracht werden und mit Dauerinfusionen und Medikamenten gegen mögliche Symptome behandelt werden. Eine unerkannte oder nicht behandelte Vergiftung kann leider auch zum Tod führen.

Schokolade ist für Hunde und Katzen mehr als ungesund. Dabei gilt: Je dunkler die Schokolade, umso giftiger ist sie für unsere Vierbeiner. Auch von Nüssen und Weinbeeren sind die Pfoten zu lassen.
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Weihnachtsgebäck

Obwohl uns unsere Eltern immer erzählt haben, dass Guetzli­teig zu Bauchschmerzen führen kann, naschen wir trotzdem oft und gerne am rohen Teig. Diese Angewohnheit sollten wir auf keinen Fall mit unseren Haustieren teilen. Roher Hefeteig führt zu starken Blähungen. Da der Hefeteig im Magen aufgeht, kann dies ein sehr schmerzhaftes Völlegefühl hervorrufen und in Extremsituationen zu Rissen im Magen oder Darm führen. Manche Zutaten wie Nüsse, Kakao und Weinbeeren sind ebenfalls giftig oder sehr schlecht bekömmlich. Die Oxalsäure, welche man in Weinbeeren findet, kann zu tödlichem Nierenversagen führen. Schon kleinste Mengen führen zu Magenkrämpfen, Erbrechen, Problemen beim Harnabsatz und Durchfall.

Nüsse enthalten viele gute Fette und Vitamine, es sind jedoch nicht alle Nusssorten zum Verzehr geeignet. Bittermandeln enthalten Amygdalin, welches bei der Verdauung giftige Blausäure freisetzt. Schon kleine Mengen stellen für Hunde eine Gefahr dar. Auch Walnüsse und Macadamianüsse können für Hunde giftig sein.

Während der Weihnachtszeit führt kaum ein Weg an Lebkuchen vorbei. Dieser wunderbar würzige weihnachtliche Kuchen ist aber aufgrund der enthaltenen Gewürze für Hundebäuche nicht sehr gut bekömmlich. Nebst Kakao und Muskatnuss ist hier auch Zimt enthalten. Zimt enthält den Wirkstoff Cumarin, welcher zu Leberproblemen und Blutgerinnungsstörungen führen kann. Muskatnuss enthält auch Halluzinogene und führt zu Zittern und Krämpfen bei Hunden, in grossen Mengen kann dies zum Tod führen.

Grosse Vorsicht ist auch bei künstlichen Zuckerarten geboten. Xylitol (Xylit, E967), auch Birkenzucker genannt, hat einen ähnlichen Geschmack wie Zucker. Er wird in vielen Nahrungsmitteln wie Kaugummis und Bonbons als Zuckerersatz verwendet. Bei Hunden bewirkt dieser künstliche Zucker jedoch einen schnellen Insulinanstieg und folglich einen sehr starken Abfall des Blut­zuckers. Dies führt zu starker Unterzuckerung und kann unbehandelt zu Koma oder Tod führen. Die Tiere beginnen zu zittern, sind benommen, zeigen Schwäche oder einen schwankenden Gang.
Selbst der Weihnachtsbraten birgt Gefahren. Sehr fettige Speisen bleiben nicht nur an unserer Hüfte hängen, sondern sind auch für unsere Vierbeiner nicht gesund. Der übermässige Fettgehalt reizt die Bauchspeicheldrüse und kann zu sehr schmerzhaften Entzündungen führen.

Deko und Geschenke

Bei Geschenkverpackungen ist ebenfalls Vorsicht geboten: Viele Katzen spielen gerne mit der Verpackungsschnur und fressen sie auch. Eine Schnur am Stück lässt sich schwer verdauen. Der Darm reiht sich auf und es kann zu einem tödlichen Darmverschluss kommen. Auch auf Sprühschnee und Dosenglitzer sollte man als Tierbesitzer verzichten. Sie enthalten Giftstoffe, die für Haustiere gefährlich sind und zu Atemnot führen können. Das in Lametta enthaltene Aluminium ist ebenfalls giftig.

Die kalte, dunkle Jahreszeit verleiht gerne dazu, viele Kerzen anzuzünden. Besonders bei Duftkerzen sollte man aufpassen und sie immer ausser Reichweite der Tiere aufstellen. Es droht nämlich nicht nur Verbrennungsgefahr, sondern auch eine Reizung der Schleimhäute durch die Duftstoffe. Viele Tiere reagieren zudem allergisch auf in Düften enthaltene ätherische Öle.

Weihnachtsbaum und Pflanzen

Zur Weihnachtszeit haben Misteln und Weihnachtsstern Hochkonjunktur. Leider sind diese Pflanzen aber auch giftig und sollten für Tiere unerreichbar aufgestellt werden. Gerade Katzen nagen gerne daran und können sich so unbewusst selbst vergiften. Die meisten im Handel erhältlichen Weihnachtssterne sind ungiftige Zucht­formen. Diese können allerdings nicht von ihren toxischen Verwandten unterschieden werden, welche starke Magen-Darm-Beschwerden oder Haut­reizungen auslösen können. Sollte Ihr Tier Kontakt gehabt haben, empfiehlt sich ein Besuch beim Tierarzt. Bitte halten Sie Ihre Katze ebenfalls davon ab, an Tannennadeln zu knabbern. Die enthaltenen ätherischen Öle können Leber- und Nierenschäden verursachen.

Flüssigkeiten

Eine weitere Gefahr in der kalten Jahreszeit geht von Flüssigkeiten aus, denen Frostschutzmittel beigemischt wurde, um sie vor dem Gefrieren zu schützen. Die Wintermischungen von Scheibenreinigern enthalten etwa Ethylenglykol. Dieser Alkohol besitzt zwar einen niedrigen Gefrierpunkt, schmeckt aber leider auch sehr süss. Hunde und Katzen lecken das Ethylenglykol mit Vergnügen auf. Bereits geringste Mengen führen schon nach kurzer Zeit zu Vergiftungserscheinungen wie Gleichgewichtsstörungen, Erbrechen oder Zitteranfällen. Die Abbauprodukte sind stark nerven- und nierenschädigend. Die Folge ist meist ein tödlich verlaufendes Nierenversagen. Hier gilt es, entsprechend schnell zu handeln. Mit Gegengift, Infusionen und Blutwäsche kann man dem Körper bei der Ausscheidung der Giftstoffe helfen und so ein Nierenversagen abwenden.

Im Zweifelsfall immer zum Tierarzt

Sollte Ihr Tier etwas gefressen haben oder Vergiftungssymptome zeigen, ist es ratsam, sofort einen Tierarzt aufzusuchen – auch an Wochenenden und Feiertagen. Die Tierärzte organisieren sich ausserhalb der regulären Öffnungszeiten meist in einem Notfallring oder weisen Sie direkt an eine Klinik weiter. Falls Sie unsicher sind, ob etwas giftig für Ihr Tier ist oder nicht, kann auch das Toxinfo unter der Notfallnummer 145 Auskunft geben.