schwimmen ist für hunde gesund

Hundeschwimmen will gelernt sein

Für viele Hundebesitzer gehört ein gemeinsames Bad im See, Fluss oder Meer zum Leben mit Hund dazu. Doch nicht alle Hunde sind von Natur aus gute Schwimmer und nicht alle ­Gewässer sind für Hunde geeignet.

Text: Regina Röttgen   Titelbild: 9parusnikov/stock.adobe.com

Hunde früh ans Wasser gewöhnen

Schwimmen ist gesund – auch für Hunde. Bereits im Welpenalter sollte man seinen Hund daher daran gewöhnen, sich im kühlen Nass zu bewegen. Das fördert den Aufbau des Skeletts, die Kondition und die Muskulatur der Vorder- und Hinterhand. Jedoch nur landläufiger Meinung nach können alle Hunde von Geburt an schwimmen. Sobald sie im Wasser landen, paddeln zwar alle Hunde. Um Schwimmen handelt es sich hierbei aber nicht. Vielmehr ist dies ein angeborener Reflex, der den meisten Säugetieren als Selbsterhaltungstrieb dient. Richtiges Schwimmen will auch in der Hundewelt erst gelernt sein.

Nicht jeder Vierbeiner ist dann auch beim Schwimmen gleich erfolgreich. Möglicherweise liegt dies an der einheitlichen Schwimmtechnik, mit der sich alle Hunde im Wasser fortbewegen, vermutet der US-Biologe Frank Fish von der West Chester Universität. Als weltweit erster Forscher hat er die Fortbewegung von Hunden im Wasser wissenschaftlich und gleich an mehreren Rassen untersucht. Er fand heraus, dass sich der Gang je nach Rasse an Land teilweise enorm unterscheidet. Unter Wasser hingegen wenden alle Hunde dieselbe Schwimmtechnik an. Diese besteht aus zwei Phasen, während derer die diagonalen Läufe stets synchron arbeiten. In der Antriebsphase zieht ein Vorderlauf sowie sein diagonales hinteres Pendant mit gespreizten Zehen durchs Wasser, von vorne nach hinten, bis sich die Läufe senkrecht zum Körper befinden. Darauf folgt die Erholungsphase, die fast doppelt so viel Zeit in Anspruch nimmt. Hier liegen die Zehen jetzt dicht beieinander, während der obere Teil des Laufs nach vorne zieht und der untere Teil nach aussen abdreht.

Schnell vorwärts kommen Hunde mit dieser Schwimmtechnik allerdings nicht. Denn je kleiner und leichter der Hund ist, desto heftiger muss er paddeln. Selbst diese universale Schwimmtechnik müssen die Vierbeiner erst perfektionieren. Das kann dauern – auch Hunde machen Fehler. Manche erlernen es sogar nie. So bewegen manche «Schwimmschüler» am Anfang die Hinterhand zu wenig und sinken dadurch hinten ab. Ein Teufelskreis setzt ein: Fällt der Körper hinten ab, kann der Hund nicht mehr vorwärtsschwimmen. Er geht langsam rückwärts senkrecht unter Wasser. Selbst guten Schwimmern passiert dies in Ausnahmesituationen, wenn sie beispielsweise ein Boot oder steiles Ufer anschwimmen.

Schwimmen für Hunde muss geübt werden

Schwimmen kann für Hunde eine tolle Erfahrung sein, aber es ist wichtig, auf die individuellen ­Bedürfnisse des Hundes zu achten und die Sicherheit immer im Blick zu behalten.

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Guter oder schlechter Schwimmer – daran liegt’s

Ob ein Hund zu einem guten Schwimmer wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen sind nicht alle Vierbeiner gleich vom ersten Tag an wasserbegeistert. Zum anderen spielt bei der Affinität zu Wasser die Rasse eine enorme Rolle. Manche Rassen sind von Geburt an enthusiastische Schwimmer. Landseer, Leonberger, Neufundländer, Pudel, Retriever, Setter, Spaniel und Wasserhunde eignen sich daher besonders zum Schwimmen. Unter den Schwimmsporthunden findet man zudem häufig Belgische und Deutsche Schäferhunde. Doch auch Mischlinge und Tierschutzhunde entpuppen sich teils als richtig gute Schwimmer.
Einige Rassen liegen sogar von Natur aus im Vorteil, da natürliche Anpassungen ihnen das Schwimmen erleichtert. So verfügen Retriever- und Wasserhunde-Rassen über wasserabweisendes Fell. Zu den Wasserhunden gehören American Water Spaniel, Französischer Wasserhund, Friesischer Wasserhund, Irish Water Spaniel, Lagotto Romagnolo, Portugiesischer Wasserhund und Spanischer Wasserhund. Die kräftige Rute der Retriever dient den Hunden ausserdem als Steuer der Schwimmrichtung. Andere Rassen wiederum besitzen verlängerte Zehenzwischenhäute, mit denen sie beim Schwimmen kräftige Vorwärtsbewegung vollführen können. Eine ideale Körpergrösse und Statur wirken sich ebenfalls positiv auf die Schwimmfähigkeiten aus. Selbst das Fell hat Einfluss: Langhaarige Hunde erhalten guten Auftrieb durch ihr oftmals fettiges Haar und viel Luft in der Unterwolle.

Manche Hunde sind eher Landeier

Es gibt aber Hunde, die eher wasserscheu sind und sich an Land wohler fühlen. Sie planschen lieber mit den Pfoten im Wasser oder hechten Schaumwellen hinterher. Dazu zählen beispielsweise Dalmatiner, Deutsche Dogge, Mops und Rhodesian Ridgeback. Andere Rassen wiederum sind durch ihren Körperbau derart benachteiligt beim Schwimmen, dass sie schon fast als natürliche Nicht-Schwimmer bezeichnet werden können. So fällt es Basset Hounds und Greyhounds, aber auch allen bulligen Rassen, im wahrsten Sinne des Wortes schwer, den Kopf über Wasser zu halten. Bei ihnen liegt fast 60 Prozent des Körpergewichts auf Brustkorb und Kopf, sodass sie es aufgrund dieser Körperstatur nicht schaffen, den Kopf aus dem Wasser hoch herauszustrecken. Stattdessen müssen sie sich waagrecht über der Wasserlinie fortbewegen, um weiterhin Luft zu bekommen. In dieser Position lässt es sich jedoch nicht gut vorwärtskommen. Dackel und  ­Pekinesen wiederum haben aufgrund ihrer kurzen Beine grundsätzlich keine guten Chancen beim Schwimmen. Im Verhältnis zum Körper sind ihre Beine zu kurz um ausreichend Vorwärtsschub zu erzeugen. Tiere mit sehr kurzen Beinen, gewichtigem Brustkorb oder Kopf schwimmen deshalb in der Regel – wenn überhaupt – nur kurze Strecken, denn mit ihrer durch die Natur bedingt nur unzureichend ausführbaren Schwimmtechnik würden sie früher oder später untergehen.

Nasser Spass besser nur in Massen

Generell sollten es Hund und Halter im Wasser nicht übertreiben. Für lange Distanzen sind gute Kondition und Ausdauer notwendig, die erst langsam erarbeitet werden müssen. Selbst Profischwimmer kommen hier an ihre Grenzen. Über eine recht kurzweilige Kondition verfügen insbesondere junge, unerfahrene sowie alte und kranke Hunde mit eingeschränkter Mobilität. Die Wassertemperatur spielt ebenfalls eine Rolle, wie thailändische Forscher herausfanden. Bereits bei einer Wassertemperatur von 25 Grad Celsius steigt die Herzschlagrate bei kleinen Hunderassen stark an. Laut den Wissenschaftlern liegt die Idealtemperatur des Wassers, um Unterkühlung und Herzrhythmusstörungen vorzubeugen, für diese Rassen daher bei 33 Grad Celsius.

Vielen Hunden macht es Spass, einen Gegenstand im Wasser zu apportieren. Insbesondere bei Hunden, die gerne auf ihren Besitzer zuschwimmen, ist diese konkrete Aufgabe eine gute Alternative zum gemeinsamen Baden. Allerdings übertreiben es manche Vierbeiner und werden zu aufgeregt. Bellt der Hund schon an Land hysterisch in heller Vorfreude auf das Apportel im Wasser, kann man ihn nur schwer beruhigen. Daher gilt: Nur apportieren lassen, solange der Hund ruhig und ansprechbar ist. Zahlreiche Pausen garantieren, dass sich der Hund beim Spielen am Ufer oder beim Schwimmen nicht überanstrengt. Auch nach dem Vergnügen im kühlen Nass sollten Wasserratten nicht unkontrolliert aus dem Wasser ans Ufer rennen können – ausser man ist allein. Der Klassiker des sich in der Nähe von Fremden abschüttelnden Hundes schafft in der Regel keine Freunde. Auf andere Menschen und Hunde sollte generell Rücksicht genommen, Wildtiere wie Enten und Schwäne nicht gestört werden.
Wer einen wasserbegeisterten Hund hat und mit ihm zum Schwimmen unterwegs ist, sollte aber vor allem eines beachten: Der Rückruf muss funktionieren! Hunde, die umgehend ins Wasser springen oder schon von Ferne freudig an den See rennen, sollte man besser zeitig an die Leine nehmen. Sonst muss für den Vierbeiner, der immer weiter geradeaus schwimmt, im schlimmsten Fall ein Boot gechartert werden. Für solche Marathonschwimmer sollte man besser eine Schleppleine dabeihaben.

In Seen ist grundsätzlich Vorsicht geboten, da im Wasser Schlingpflanzen sein könnten, in denen sich der Hund verheddern und im schlimmsten Fall ertrinken könnte. Daher ist es besser, sich langsam und achtsam in den See zu begeben. Auch Flüsse sind nicht ganz ungefährlich. Zum einen kann sich die Leine oder das Halsband im Fluss unter Wasser verfangen und den Hund unter Wasser ziehen, weshalb der Hund nur ohne beide in Flüssen schwimmen sollte. Die grösste Gefahr stellen jedoch Strömungen dar, deshalb sollten Hunde in Flüssen eine Schwimmweste tragen.

Tipps rund ums Wasser

  • Anstrengung: Schwimmen ist anstrengend. Über­fordern Sie Ihren Hund nicht.
  • Basics: Kotbeutel und ein Handtuch dürfen nie fehlen.
  • Flüsse: Immer ohne Halsband, Geschirr und Leine ins Wasser, damit der Hund nicht irgendwo hängenbleibt. Bei Flussschwellen kann es tückische Wasserwirbel geben, die Hund und Mensch unter Wasser ziehen. Am besten sollte der Hunde im Fluss eine (Neopren-)Schwimmweste tragen.
  • Neulinge: Führen Sie Ihren Hund spielerisch ans ­Wasser und zwingen Sie ihn auf keinen Fall, sich ins Wasser zu begeben. Selbst unter den wasserfreudigen Rassen gibt es Exemplare, die sich noch nicht mal die Pfoten nass machen möchten.
  • Rücksicht: Andere Badegäste, Hunde und Wildtiere sollten körperlich und akustisch nicht gestört werden. Gerade Letztere können während der Jungtieraufzucht aggressiv reagieren.
  • Schwimmweste: Schwimmwesten mit Handgriff im Schulterbereich können nicht nur hilfreich sein, um den Hund im Notfall aus dem Wasser retten zu können. Sie bieten auch generell zusätzliche Sicherheit.
  • Sonne: Kurzhaarige und/oder hellhäutige Hund sollten mit Sonnencreme vor Sonnenbrand geschützt werden. Die Sonnencreme sollte für Hunde unbedenklich sein, damit er keine schädlichen Stoffe ableckt.
  • Springen: Stellen Sie sicher, dass das Wasser an der Einsprungstelle tief genug ist und sich der Hund unter Wasser nicht an Felsen et cetera verletzen kann.

Achtung Wasserrute

Durch anstrengendes Schwimmen, insbesondere in extrem kaltem oder sehr warmem Wasser, kann eine Wasserrute ausgelöst werden. Die Wasserrute ist eine schmerzhafte Schwanzlähmung, die oft im Sommer nach dem Schwimmen auftritt. Obwohl ihre Ursachen und physiologischen Hintergründe weitgehend unbekannt sind, scheint das betroffene Gewebe unzureichend gedehnt und angeschwollen zu sein, was zu starken Schmerzen im Rutenansatz führt. Infolge­dessen nimmt der Hund eine typische Rutenhaltung ein, bei der der Schwanzansatz steif vom Körper ­weggestreckt ist und der Rest der Rute schlaff ­herunterhängt. Aufgrund der Schmerzen können Hunde mit Wasserrute oft nur schlecht Urin oder Kot absetzen und sich nicht gerade hinsetzen. Stattdessen setzen sie sich wie Welpen seitlich auf ihr Becken.
Gut trainierte Hunde scheinen weniger betroffen zu sein als untrainierte. Besonders betroffen sind Pointer, Setter, Beagle, Foxhound und Retriever jeglichen Alters – Rüden häufiger als Hündinnen. Es ist wichtig, bei Anzeichen einer Wasserrute sofort eine Tierarztpraxis aufzusuchen, um den Schmerz zu lindern und die Krankheit möglichst rasch zu behandeln.

hunde langsam ans wasser gewöhnen

Durch eine behutsame Herangehensweise und ­positive ­Verstärkung können sich auch Hunde, die noch nie im ­Wasser waren, ans Schwimmen ­gewöhnen.

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So gewöhnt man den Hund ans Wasser

Wenn der Hund noch nie im Wasser war, ist es wichtig, ihn behutsam an das kühle Nass zu gewöhnen. Am besten beginnt man damit, indem man mit dem Hund am Ufer entlang spaziert oder ihm erlaubt, im flachen Wasser zu planschen. Dabei sollte man stets in seiner Nähe bleiben und auf seine Reaktionen achten. Erkundet er das Wasser, sollte er durch Loben positiv bestärkt werden.

Möchte der Hund nicht gleich ins Wasser, darf man ihn auf keinen Fall dazu zwingen. Experten raten dazu, ihn in kleinen Schritten und mit Freude ans Wasser zu gewöhnen. Dafür geht man am besten selbst ins Wasser. Kommt der Hund freiwillig näher, belohnt man ihn mit einem Leckerchen oder einer Runde mit seinem Lieblingsspielzeug. Setzt er sogar eine Pfote ins Wasser, belohnt man ihn wieder. Dabei sollte man vermeiden, den Hund mit Futter ins Wasser zu locken. Man sollte warten, bis er sich selbst traut.
Planscht der Hund bereits im flachen Wasser, kann ihm das Schwimmen beigebracht werden. Auch hier beginnt man am besten im flachen Wasser und arbeitet sich langsam in tiefere Gefilde vor. Wichtig ist, dem Hund Zeit zu geben, um sich an das Wasser zu gewöhnen, und ihn nicht unter Druck zu setzen. Jeder Hund hat sein eigenes Tempo.

Ist der Hund dann das erste Mal ganz im Wasser, sollte man ihn genau beobachten und stets in seiner Nähe bleiben. Der Hund muss jederzeit die Möglichkeit haben, das Wasser wieder verlassen zu können.