Prostataerkrankungen bei Hunden

Prostataerkrankungen beim Hund

Auch Hunde haben eine Prostata! Sie liegt im Becken hinter der Harnblase und umhüllt die Harnröhre. Sie besteht aus zahlreichen Drüsen und produziert einen Teil der Samenflüssigkeit. Wie beim Menschen kann es auch beim Rüden im Alter zu Problemen kommen.

Text: Dr. Med. vet. FVH Luzia Klauser   Titelbild: Alexandr/stock.adobe.com

Im Gegensatz zum Menschen, der bei Prostataproblemen Mühe mit dem Urinieren hat, leiden Hunde an Kotabsatzstörungen. Durch die Veränderung der Prostata drückt ­sie auf den Enddarm und führt daher zu Schwierigkeiten beim Kotabsatz. Oftmals wirkt der Kot flachgedrückt ­und die Hunde versuchen häufig erfolglos, Kot abzusetzen. Teils träufelt auch blutiges bis gelbliches Sekret aus der Harnröhre oder der Urin ist blutig gefärbt. Liegt eine Entzündung der Prostata vor, ist dies sehr schmerzhaft und führt zu Fieber und Appetitlosigkeit. Ebenso ist eine tumoröse Entartung möglich.

Wie kann man die Prostata beim Hund untersuchen?

Die Prostata kann durch den Mastdarm abgetastet werden. Durch diese rektale Untersuchung kann der Tierarzt die Grösse und Beschaffenheit ertasten und feststellen, ­ob die Veränderung symmetrisch oder schmerzhaft ist. Bei sehr grossen Hunden liegt die Prostata aber zu weit ­im Becken und kann mit dem Finger nicht erreicht werden. Ein Röntgenbild liefert Hinweise zur Grösse und Lage der Prostata. Durch die Ultraschalluntersuchung kann die innere Struktur dargestellt und die Grösse exakt ermittelt werden.

Ergänzend zu diesen Untersuchungen liefert ein Blutbild und eine bakterielle Untersuchung genauere Informationen über die Infektion und hilft, den Allgemeinzustand des Patienten besser einzuschätzen. Finden sich Hinweise auf einen Tumor, ist eine Computertomographie sehr ­hilfreich, um das genaue Ausmass des Tumors und Metastasen zu diagnostizieren.

Bei Hunden beeinträchtigt eine Prostataerkrankung das Urinieren nicht

Bei Hunden beeinträchtigt eine Prostataerkrankung, anders als beim Menschen, nicht das Urinieren.

Foto: Ievgen Skrypko/stock.adobe.com

Welche Erkrankungen der Prostata gibt es bei Hunden?

Benigne Prostatahyperplasie

Dies ist die häufigste Veränderung der Prostata. Mehr ­als 80 Prozent der unkastrierten Rüden über fünf Jahren leiden an einer gutartigen Vergrösserung der Prostata, auch benigne Prostatahyperplasie genannt. Es handelt sich dabei um eine gutartige Vermehrung und Vergrösserung der Drüsen, die mit der Bildung von kleinen Zysten ­im Gewebe einhergeht. Die Ursache ist vor allem auf das veränderte Verhältnis von männlichen (Testosteron) ­und weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogen) zurückzuführen. Ebenso wird mit zunehmendem Alter das Testosteron weniger schnell abgebaut.

Die meisten Hunde, die an einer gutartigen Vergrösserung leiden, zeigen am Anfang keinerlei Symptome, sondern erst bei fortgeschrittener Krankheit. Oftmals sind die Hunde bei gutem Allgemeinbefinden. Diese gutartige Vergrösserung kann aber auch Wegbereiter für andere ­Erkrankungen sein und sollte auf alle Fälle berücksichtigt werden. Es ist möglich, dass sich daraus grosse Zysten und Prostataentzündungen bilden. Durch das starke Pressen beim Kotabsatz kann es auch zu einem Dammbruch ­(Perinealhernie) kommen.

Bei einer starken Vergrösserung wird eine Kastration empfohlen. Durch den Abfall der Hormone bildet sich die Prostata innerhalb von ein bis drei Monaten zurück. Die Kastration kann chirurgisch oder chemisch mithilfe eines Hormonimplantates durchgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit einem Medikament, das die Aufnahme von Testosteron in die Prostatazellen hemmt. Diese Therapie beeinträchtigt die Spermienqualität nicht, und die Rüden bleiben so fortpflanzungsfähig.

Squamöse Metaplasie

Bei dieser Veränderung wird das normale Gewebe der Prostata unter Östrogeneinfluss mehr und mehr ersetzt. Das Östrogen wird dabei von einem hormonell aktiven Hodentumor gebildet (Sertoli-Zelltumor) und führt in der Prostata letztlich zur Verstopfung der Drüsengänge und somit zu einer Stauung des Sekretes innerhalb der Drüse. Dies prädisponiert die Prostata für bakterielle Entzündungen, Zystenbildung und Abszesse.

Bakterielle Prostataentzündungen (Prostatitis)

Normalerweise sind die obere Harnröhre und die Prostata steril, das heisst, es befinden sich keine Bakterien in diesem Gewebe. Gewisse Faktoren können aber einen Aufstieg von Bakterien durch die Harnröhre in die Prostata begünstigen und führen so zu einer bakteriellen Entzündung im Gewebe. Auch eine Streuung von Bakterien durch das Blutsystem in die Prostata ist möglich.

Bei einer bakteriellen Prostatitis leiden die Hunde an Fieber, Schlappheit und starken Bauchschmerzen, hervor­gerufen durch eine Bauchfellentzündung. Erbrechen und Gelbsucht sind ebenfalls mögliche Symptome. Generell sind die Hunde sehr krank und benötigen eine intensive Behandlung mit intravenöser Verabreichung von Antibiotika und unterstützender Therapie. Wird diese akute Prostatitis übersehen oder nicht genügend behandelt, kann sich daraus auch eine länger andauernde Entzündung entwickeln (chronische Prostatitis).

Prostataabszess

Die schwerste Verlaufsform der bakteriellen Prostatitis führt zu einer Abszessbildung in der Prostata. Hier bildet sich ein mit Eiter und Flüssigkeit gefüllter Hohlraum ­innerhalb der Prostata. Werden diese Abszesse nicht entfernt, können sie platzen und sich in die Bauchhöhle entleeren, was zu einer gefährlichen Bauchfellentzündung führt. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Blutvergiftung mit Todesfolge kommen.

Paraprostatische Zysten

Hier bilden sich grosse, mit Flüssigkeit gefüllte Blasen, die ausserhalb der Prostata liegen. Diese Zysten können umliegende Strukturen verdrängen und auf Darm sowie Harnröhre drücken. Ebenso kann die Harnröhre komplett abgedrückt werden, und der Hund kann keinen Urin mehr absetzen. Es kommt zu einer Überlaufblase.

Prostatatumoren

Bei Neubildungen an der Prostata handelt es sich meist ­um ein bösartiges Adenokarzinom. Dieses kommt bei ­kastrierten Rüden häufiger vor. Leider ist diese Krebsart sehr invasiv und hat zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon in umliegende Lymphknoten gestreut. Die Prognose ist sehr schlecht und so erfolgt die Therapie nur palliativ.

Früh genug reagieren

Veränderungen der Prostata dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen und sollten früh behandelt werden, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Bitte wenden Sie sich an Ihren Tierarzt, sollten Sie bei Ihrem Hund Veränderungen von Kotabsatz und -form feststellen.

Ist das Prostataleiden bakterieller Natur, benötigt der Patient intensive Antibiotika-Therapie.

Foto: Sergey Nivens/stock.adobe.com