Woran aber erkennt eine Katze eigentlich seinen Besitzer?

Wie Katzen «ihren» Menschen erkennen

Tiefer als mit so manchem Artgenossen ist die Freundschaft zwischen einer Katze und ihrem Menschen. Sie wartet auf dem Fenstersims, wenn er nach Hause kommt oder läuft ihm entgegen. Woran aber erkennt das Büsi eigentlich seinen Zweibeiner?

Text: Daniela Poschmann   Titelbild: Yakobchuk Olena/stock.adobe.com
 

Bindung zwischen Katze und Mensch

Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal, heisst es. Und das, obwohl die Katze dem Hund den Rang als beliebtestes Heimtier längst abgelaufen hat. Dennoch behaupten böse Zungen weiter: Für die Katze sei Mensch gleich Mensch, ein Dosenöffner, mehr nicht. Enge Bindungen seien Fehlanzeige. So manche Studie giesst diesbezüglich noch Öl ins Feuer. Dennoch sieht das die Mehrzahl der Wissenschaftler mittlerweile anders. Rückenwind gab es 2015 aus Italien. Dort testete man die Bindungsfähigkeit von Stubentigern und kam zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass sie nicht nur ein feines Gespür für die menschlichen Emotionen haben, sondern – ähnlich wie Hunde – auch danach handeln. Sie orientieren sich an Stimme, Mimik und Bewegung, kombinieren diese Attribute mit Aussehen und Geruch und erkennen so in Nullkommanichts ihre Lieblingsmenschen.

 

Die Katze erkennt seinen Menschen

Den Schweizer Biologen Dennis C. Turner überrascht das wenig. Gelten die Tiere für ihn doch längst als Menschenkenner – Bindung hin oder her. «Es könnte reichen, wenn die Katze genügend Erfahrung mit dem Aussehen, Geruch und dem Verhaltensmuster eines Menschen hat, ohne dass sie eine emotionale Bindung zu diesem Mensch aufbaut», schätzt er. Solche Erfahrungen lässt sie ihren Menschen auch auf grössere Entfernung erkennen, obwohl ihre Augen erst ab zwei Meter auf scharf stellen. Möglich ist das hauptsächlich aufgrund seiner Bewegungen und Gesten. Steht er dagegen still, tappt das Büsi quasi im Dunkeln.

Düfte können Katzen irritieren

 «Veränderungen im Aussehen oder Geruch können bei schüchternen Exemplaren zu vorübergehenden Irritationen führen, wenn etwa der Halter mit einem grossen Hut daherkommt und die sensible Katze zusätzlich mit seinem Aftershave verwirrt», ist sich die Berliner Tierpsychologin Birga Dexel daher sicher. Einen dauerhaften Knick erhält die Katzen-Mensch-Bindung laut Turner aber dadurch nicht. Ein neuer Duft reiche nicht aus, um eine gute Beziehung zu zerstören.
Mit den vielen unterschiedlich farbigen Kleidern der Menschen haben Katzen mitunter ebenso ihre Schwierigkeiten. Während wir aufgrund drei verschiedener Zapfen im Auge kurzwelliges, mittelwelliges und langwelliges Licht wahrnehmen, was den Grundfarben Blau, Grün und Rot entspricht und ihre Mischfarben einbezieht, haben Katzen­augen nur zwei unterschiedliche Zapfen für kurz- und mittelwel­liges Licht. Katzen können also nur Blau und Gelb erkennen, aber keine Rottöne. Dieses Manko machen sie mit anderen Fähigkeiten allerdings wieder wett.

Katzen können nur Blau und Gelb erkennen

Katzen erkennen Stimmen und Düfte

Gut zu wissen, aber wie geht die Katze bei ihrer Identifizierung eigentlich genau vor? Ist sie in der Nähe des Menschen, inspiziert sie das komplette Paket: Welche Stimme hat er? Wie sieht er aus? Welche Kleider trägt er? Welche Statur hat er? Ob sie auch Gesichtszüge begreifen, weiss Turner nicht mit Gewissheit, «doch ich vermute, dass ihr Sehvermögen gut genug ist, um Gesichter zu erkennen, wenn sie näher als zwei Meter sind.»

Glücklicherweise ist das A und O bei diesem Scan jedoch die Stimme. Das kätzische Gehör ist nicht nur drei Mal besser als das unsere, die Sofalöwen verstehen auch einzelne Worte und erkennen die Stimme ihres Halters zweifelsfrei. Sie sollen ihn sogar bei Heiserkeit oder am Telefon identifizieren können, heisst es.

Ihr Verhalten direkt nach der Geburt lässt ahnen, was das entscheidendste Kriterium ist, woran sie ihre Menschen erkennen. Richtig, der Körperduft. Sie kommen blind und taub zur Welt und identifizieren ihre Mutter anfangs ausschliesslich an ihrem Geruch. Aus­serdem markieren Katzen. Das heisst nicht, dass sie wie Hunde an jeden Baum pinkeln, sondern dass sie selbst produzierte Pheromone verteilen. Über Duftdrüsen am Kinn, an den Wangen, am Schwanz, zwischen den Zehen sowie an den Ballen und Flanken landen diese Lockstoffe an der Katzenmama, an Möbeln, Stofftieren und natürlich auch am Menschen. Ganz einfach durch das beliebte Köpfchen geben oder Flankenreiben. Diese Duftnote in Kombination mit dem menschlichen Eigengeruch und die Identifizierung ist vollendet.