Gärtnern für Reptilien

Eidechsen und Blindschleichen sind äusserst nützliche Gartenbewohner. Sie fressen unter anderem Raupen, Heuschrecken, Schnecken und Würmer. Höchste Zeit also, den Reptilien im grünen Reich Raum zu gewähren und ihnen eine Steinburg zu bauen.

Text: Helen Weiss   Titelbild: pixabay

Während wir Menschen im Winter frieren, verfallen Eidechsen in eine Winterstarre: Ihre Körpertemperatur passt sich den  Aussentemperaturen an, weshalb sie im Winter einen frostsicheren Unterschlupf benötigen. Plätze in der sandigen Erde, aber auch Ritzen in Trockensteinmauern eignen sich dafür bestens. Aufgeschichtete Steine gehören auch im Sommer zu den Lieblingsplätzen der Reptilien: Selbst bei heissem Wetter legen sie sich in die Sonne und räkeln sich zufrieden auf dem heissen Untergrund.
Kein Wunder, denn als wechselwarme Tiere benötigen Eidechsen ausgiebige Sonnenbäder, damit sie beweglich und schnell genug sind, um Insekten und Spinnen zu jagen. Trotz des gemütlichen Bads in der Wärme, sind die flinken Zaungäste jedoch immer hellwach und huschen rasch in ein Versteck, wenn Gefahr droht. Doch nicht nur aufgrund ihrer schnellen Reaktion bekommt man die scheuen Gartenbewohner kaum zu Gesicht. Die Dinosaurier im Zwergformat sind selten geworden – die Lebensräume von Zaun- und Mauereidechsen sowie der verwandten Blindschleiche sind bedroht, weshalb sie durchaus froh um Hilfe sind.

Rückzugsorte schaffen

Wer ihnen im Hausgarten Lebensräume schaffen möchte, sollte ganz einfach weniger aufräumen und nicht immer ganz so penibel mähen. Unordentliche Holzhaufen, Steine als Sonnenplatz und hohe Grasinseln im Rasen locken Eidechsen an. Zudem schafft man am besten viele spalten- und lückenreiche Bereiche, etwa in Form einer Trockenmauer: Der Winter ist die ideale Zeit, um ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. Wem dies zu aufwändig ist, schichtet einfach alte Wegplatten oder Steine aus dem Garten zu einem Haufen.
Solche Eidechsenburgen sind als Rückzugsorte von grosser Bedeutung: Sie sind nicht nur für die Winterruhe beliebt, sondern schützen die Reptilien auch vor Feinden wie zum Beispiel Hauskatzen oder Vögel. Für Blindschleichen, die es nicht gar so heiss mögen, sollte man im schattigen Bereich des Komposts mit alten Ziegeln oder Holzbrettern einen Unterschlupf bauen. Dort suchen sie gern nach Beute wie Schnecken und Regenwürmer.

Vernetzte Lebensräume

Es gilt jedoch nicht nur, Wohnungen, Sonnenbäder, Jagdgründe und Winterquartiere für Echsen und Blindschleichen einzurichten. Ebenso sollten mögliche Gefahrenquellen ausgeschaltet werden. Lichtschächte, in die Reptilien oft fallen und gefangen bleiben, sollte man mit einem feinmaschigen Gitter abdecken. Der Einsatz von Fadenmähern ist zudem nicht nur für Reptilien gefährlich, sondern verletzt auch Igel tödlich, weshalb man das Gerät ganz aus dem Garten verbannen sollte. Damit Echsen und Blindschleichen genügend zu futtern haben, kann der Garten zudem mit einer möglichst breiten Palette an einheimischen Blütenpflanzen und Ziergehölzen zu einem Eldorado für Insekten verwandelt werden. Wer eine Samtpfote hält, muss allerdings mit dem Bau einer Eidechsenburg gar nicht erst beginnen: Viele einheimische Reptilienarten gehören leider ins Beutespektrum von Hauskatzen.
Zwar lässt sich ein reptilienfreundlicher Garten mit relativ einfachen Mitteln verwirklichen. Dass sich die Eidechsen im grünen Reich dann tatsächlich ein Stelldichein geben, ist aber nicht garantiert. Im Gegensatz zu Vögeln, Wildbienen und Schmetterlingen sind Reptilien weitaus weniger mobil. Zudem reicht ein Grundstück beim Haus als Lebensraum nicht aus – für eine dauerhafte Population ist ein Privatgarten zu klein. Mit einem reptilienfreundlichen Garten kann man aber einen kleinen Teil zur Vernetzung eines grossen Lebensraums beitragen.

Literatur

Ein Garten für Eidechsen
Lebensräume schaffen im naturnahen Garten  – Beobachten, Gestalten, Bauen
von Wolf Richard Günzel
Pala Verlag 2014
ISBN: 978-3-89566-334-5

Links

Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz
www.karch.ch