Gärtnern für Insekten

Sobald Nelke, Salbei und Dill aufblühen, sind sie da: Zu Hunderten werden die Blüten von Wanzen, Bienen und Schwebefliegen besucht, die sich am Nektar-Büffet bedienen. Der Frühling ist der ideale Zeitpunkt, um Beete mit beliebten Insektenmagneten anzulegen.

Text: Helen Weiss   Titelbild: pixabay

Monokulturen in der Landwirtschaft, aber auch die zunehmende Artenarmut in den Gärten haben das Angebot an nahrhaften Blütenpflanzen in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch eingeschränkt. Die Folge: Der Bestand an blütenbestäubenden Insekten ist stark zurückgegangen – in unseren Gärten, Wiesen und Feldern kreucht und fleucht es deutlich weniger. Gerade im Sommer sind Insekten deshalb auf ein artenreiches Angebot im Garten angewiesen. Wer Glühwürmchen, Marienkäfer und Hummeln diese Saison wunschlos glücklich machen möchte, sollte deshalb im Garten vermehrt Wildpflanzen setzen. Bevor jedoch bestimmte Pflanzen ins Beet zügeln, stellt sich die Frage des Standortes – entsprechend muss die Wahl der Pflanzen primär den trockenen, nassen oder nährstoffreichen Bedingungen im Garten angepasst sein.

Vorsicht: Invasive Neophyten

Grundsätzlich gilt es zudem, bei den Pflanzen weniger aufs Äussere zu achten: Für einmal sind bei der Flora die inneren Werte wichtiger. Das Insektenvolk ist nämlich vielmehr am Inhalt der Blüten interessiert. Und nicht alle Pflanzen sind wertvolle Pollenspender: So sind gefüllte Blüten zwar schön anzusehen und überzeugen durch Grösse und Üppigkeit, halten aber für Käfer und Co. keine Nahrung bereit. Infolge zahlreicher Züchtungen wurden die Staubblätter gefüllter Blütenpflanzen gezielt zu Blütenblättern umgewandelt, die nunmehr kaum noch Pollen produzieren.

Das heisst jedoch nicht, dass man den Garten künftig nur mit einfachblühenden Wildpflanzen bestücken darf. In einem Naturgarten können durchaus Zierpflanzen oder alte Kulturpflanzen verwendet werden. So zieht etwa die Wunderblume (Mirabilis jalapa) mit ihren leuchtend bunten Blüten und ihrem Zitronenduft vor allem Schwärmer wie das Taubenschwänzchen an. Nicht verwendet werden sollten aber bestimmte exotische Pflanzen wie etwa der Sommerflieder, der zur Gruppe der sogenannten invasiven Neophyten gehört. Diese verbreiten sich sehr schnell und verdrängen unsere einheimische Flora und Fauna.

Ein Spätblüher wie zum Beispiel der Borretsch ist für Bienen und Hummeln ein Anziehungspunkt

Foto: pixabay

Der richtige Mix macht’s

Zudem haben auch Insekten ihre Vorlieben: Der Salbei (Salvia) ist etwa eine typische Bienenblüte, er gehört zur Familie der Lippenblütler und weist eine spezielle Blütenform auf, welche für Hummeln ideal ist. Doldenblütler wie Dill oder wilde Möhre tragen in ihren kleinen Einzelblüten winzige Nektartröpfchen, von welchen sich unter anderem Kleinkäfer, Fliegen oder Wildbienen bedienen können. Bei der Zusammenstellung der Pflanzen sollte zudem darauf geachtet werden, dass Früh- sowie Spätblüher gleichermassen verwendet werden. Frühblüher wie Krokusse oder Narzissen sind für viele frühfliegende Insekten lebensnotwendig. Spätblüher wie zum Beispiel Borretsch sind wiederum für Bienen und Hummeln sehr wichtig.

Ideale Bedingungen schaffen

Wer sich ein wildes Insektentreiben im Garten wünscht, muss auch anderweitig für perfekte Bedingungen und genügend Nahrung sorgen. Die Giftspritze ist künftig tabu: Larven von Florfliegen und Marienkäfern ernähren sich haupt­sächlich von Blattläusen. Fehlen diese, sieht es mit einer Einwanderung schwierig aus. Zwar steht auch einer Ansiedlung durch Larven von Marienkäfern oder Florfliegen, die man in der Natur findet, nichts im Weg. Vorab sollten jedoch die Bedingungen im Garten verbessert und eine spontane Einwanderung abgewartet werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass es sich auch tatsächlich um einheimische Insekten handelt und man nicht aus Versehen einen Asiatischen Marienkäfer einschleppt, der die hiesigen Arten verdrängt. 

Literatur

Naturnah gärtnern
Die 140 wertvollsten Pflanzen für den Naturgarten
von Norbert Griebl
Haupt Verlag 2015
ISBN: 978-3-258-07880-9

Gärtnern für Tiere
Das Praxisbuch für das ganze Jahr
von Adrian Thomas
Haupt Verlag 2013
ISBN: 978-3-258-07759-8

Mein Garten lebt
Vögel, Schmetterlinge, Igel, Wildbienen und andere nützliche Tiere ansiedeln
von Peter Himmelhuber
Oekobuch Verlag 2011
ISBN: 978-3-936896-56-5