augenerkrankungen bei hunden erkennen

Augenerkrankungen beim Hund

Bindehautentzündung, tränende Augen, Hornhautentzündung und weitere Augenerkrankungen bei Hunden. Oftmals treten diese sehr plötzlich auf. Der Hund erwacht am Morgen mit etwas verklebten Augen oder kneift nach einem Spaziergang plötzlich ein Auge zu. Was nun?

Text: Dr. med. vet. FVH Luzia Klauser   Titelbild: Nestor/stock.adobe.com

Meist beginnen Augenentzündungen harmlos. Die Augen tränen vermehrt und es bildet sich ein schleimiger Rückstand im inneren Augenwinkel. Je nach Ursache kann sich der ursprünglich schleimige Ausfluss schnell in gelben Eiter verwandeln, und das Auge ist gerötet oder sogar geschwollen und meist schmerzhaft. Augenerkrankungen sollten früh behandelt werden, dies steigert die Heilungschancen enorm. Getreu nach dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wartet man zu lange, kann eine harmlose Entzündung sich unter Umständen schnell ausbreiten und grossen Schaden anrichten.

bei augenerkrankungen muss gehandelt werden

Kneift der Hund ­plötzlich ein Auge zu, ist ein Gang zum ­Tierarzt ­angezeigt.

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Bindehautentzündung

Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) bei Hunden ist schnell vorhanden. Gerade im Frühling reagieren viele Tiere empfindlich auf Pollen oder andere Allergene. Es reicht aber auch etwas Zugluft oder die Klimaanlage im Auto. Viren, Bakterien oder Pilze können ebenfalls zu Entzündungen führen. Die Bindehäute erscheinen rot und geschwollen. Die Entzündung wird meist begleitet von klarem oder gelblichem Augenausfluss. Ist der Ausfluss klar und wässrig und die Bindehäute nur wenig gerötet, helfen meist milde pflanzliche oder homöopathische Augentropfen. Die Tropfen müssen mehrmals täglich in die Augen getropft werden, weil sie durch den Tränenfilm immer aus dem Auge befördert werden. Verschlimmert sich die Bindehautentzündung jedoch oder verbessert sich nach zwei bis drei Tagen nicht, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Bei stärkeren Entzündungen mit gelblich bis grünem, etwas dickerem Ausfluss ist Vorsicht geboten. Eine gründliche Untersuchung des Auges ist hier angezeigt, sodass keine Verletzung oder ein Hornhautgeschwür verpasst wird.  

Bei Junghunden kommt es relativ häufig vor, dass ­die Augen etwas tränen und gerötet sind. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Form der Bindehautentzündung. Das lokale Immunsystem entwickelt sich und reagiert im Zuge dieser Entwicklung teils etwas überhöht. Auch hier können Augentropfen Milderung verschaffen.

Tränende Augen

Die Tränen werden stetig neu gebildet, um die Oberfläche der Hornhaut oder der Bindehaut feucht zu halten. Der Tränenfilm schützt das Auge und enthält auch gewisse Enzyme, welche das Immunsystem bei der Erregerabwehr unterstützen. Der Überschuss der Tränen fliesst über den Tränenkanal in die Nase ab. Die Öffnungen dieser Kanäle liegen im inneren Augenwinkel und sind als kleine dunkle Punkte auf dem Unterlid und dem Oberlid sichtbar. Ist der Tränenkanal geschwollen oder verstopft können die Tränen nicht über die Nase ablaufen, sondern laufen stattdessen über das Gesicht ab und hinterlassen eine dunkle Tränenspur im Fell. Bei manchen Tieren sind diese Kanäle von Geburt an nicht vorhanden. Dies kommt bei gewissen Rassen gehäuft vor. Um festzustellen, ob der Tränenkanal durchgängig ist, spült der Tierarzt den Gang mithilfe einer Kanüle. Ist der Tränengang frei, tritt die Flüssigkeit am Nasenloch wieder aus.

Trockene Augen

Wenn nicht genug Tränenflüssigkeit produziert wird, können die Augen plötzlich stumpf und trocken aussehen. Dahinter steckt eine Erkrankung, die sich Keratokonjunktivitis sicca nennt. Dabei entsteht durch die Trockenheit eine Hornhaut- und Bindehautentzündung. Die Tränendrüsen produzieren nicht genug Tränenflüssigkeit, um das Auge feucht und gesund zu erhalten, was zu einer Bindehautentzündung führt. Die Augen sind rot und geschwollen und oft durch eitrigen Ausfluss verklebt. Durch den fehlenden Tränen­film ist die Hornhaut nicht mehr gut geschützt und schon kleine Staubkörner oder andere Fremdkörper können eine Entzündung und Trübung der Hornhaut verursachen. Bei sehr starken Entzündungen wachsen Gefässe in die Hornhaut ein. Es kann sich sogar ein Hornhautgeschwür bilden. Die Tränenproduktion lässt sich mithilfe des Schirmer-Tränentestes messen.

Die Ursache dieser Erkrankung ist meist eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem des Tieres richtet sich dabei gegen die Tränendrüsen und zerstört diese. Beim English Cocker Spaniel, West Highland White Terrier, Mops und auch beim Yorkshire Terrier kann man diese Erkrankung gehäuft beobachten. Durch ­Ciclosporin-haltige Salben kann man die Tränen­sekretion etwas erhöhen und Tränenersatzprodukte helfen mit, die Augen feucht zu halten. Bei sehr schlimmen therapieresistenten Fällen kann man mithilfe einer Operation den Speicheldrüsengang umlegen, sodass er das Auge befeuchtet.

Hornhautentzündung

Die Hornhaut ist die äusserste Schicht des Auges und bildet die vordere Begrenzung von diesem. Sie kann quasi als Fenster ins Augeninnere betrachtet ­werden. Durch die Hornhaut fallen Lichtstrahlen ein, werden durch die Linse gebrochen und fallen auf die Netzhaut. Die Hornhaut schützt somit auch das ­Augen­innere.
Die meisten Hornhautentzündungen beginnen mit einer kleinen Verletzung. Dies kann ein Krallenhieb durch eine Katze oder aber auch ein Trauma durch Sträucher oder Dornen sein. Wenn sich die Hornhaut dann entzündet, wird sie trüb und es können sich kleine Blutgefässe an der Seite bilden. Wenn die Hornhautentzündung weiter fortschreitet, bildet sich ein Hornhautgeschwür, auf der Oberfläche. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich dieses nicht zu stark vertieft, ansonsten kann es passieren, dass das Auge ausläuft.

Damit das Hornhautgeschwür sich nicht weiter ver­­schlimmert, wird das betroffene Auge mit einer antibiotischen Salbe behandelt. Die Salbe schützt die Oberfläche vor weiteren Verletzungen, indem es einen Schutzfilm auf die Hornhaut legt, und das ­vorhandene Antibiotikum wirkt gegen die bakterielle Entzündung. Reicht die Salbe nicht aus und das ­Geschwür vertieft sich trotz Behandlung, gibt es weitere Möglichkeiten. Je nach Präsentation kann das Geschwür mit einem Bindehautlappen oder einer Nickhautschürze abgedichtet werden. Wichtig ist, dass der Hund nicht am Auge reibt und das Geschwür noch verschlimmert. Hier kann ein Halskragen ­Abhilfe schaffen.
Eine spezielle Form bildet die Schäferhundekeratitis. Diese Form kommt auch bei anderen Hunderassen vor, Schäferhunde und Schäfermischlinge sind jedoch besonders oft betroffen. Es handelt sich hierbei um eine oberflächliche Hornhautentzündung, welche durch starkes Sonnenlicht begünstigt wird. Anfangs wachsen Blutgefässe in die Hornhaut ein, später folgen Entzündungs- und Pigmentzellen. Es bildet sich ein grösser werdender bräunlicher Fleck auf der Hornhaut, welcher dem Hund zunehmend die Sicht nimmt. Hier greift das Immunsystem aus unbekannten Gründen die Hornhaut an; dies kann bis zu einer vollständigen Erblindung führen. Eine frühzeitige Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten kann normalerweise eine Erblindung verhindern. Diese Therapie muss jedoch zeitlebens weitergeführt werden.

Bei vielen der sogenannten brachycephalen Rassen wie Mops, Pekinesen und Shih Tzu kommt es durch eine chronische Irritation der Hornhaut zu einer Pigmentierung. Diese Erkrankung nennt sich Keratitis pigmentosa. Die betroffenen Hunde haben meist eine Fehlstellung der Lider im Nasenbereich, einen ungenügenden Lidschluss oder aber die Nasenfalte irritiert die Hornhaut. Der innere Bereich der Hornhaut verfärbt sich bräunlich durch die Pigmentierung. Eine Dauerbehandlung mit entzündungshemmenden Augensalben ist vonnöten, um die Pigmentierung etwas aufzulockern und somit Sehbeschwerden zu verhindern. Ebenso sollte die Ursache der Irritation ­behandelt werden, zum Beispiel durch eine chirurgische Korrektur der Lidstellung oder durch die Entfernung der störenden Nasenfalte.

Grauer Star

Auch Hunde können einen grauen Star entwickeln, auch Katarakt genannt. Dabei trübt sich die Linse und die Tiere können nicht mehr richtig sehen. Die Krankheit schreitet so weit fort, bis die Linse komplett trüb ist und das Tier nichts mehr sieht. Diese Linsenveränderungen können angeboren oder vererbt sein. Sehr oft ist der graue Star jedoch die Folge einer Krankheit, meist durch einen Diabetes verursacht. Der graue Star lässt sich nicht mit Medikamenten behandeln, es ist jedoch möglich, die Linse durch eine Operation zu entfernen und durch eine Kunstlinse zu ersetzen. Dies ermöglicht dem Tier wieder zu sehen. Wenn keine Komplikationen auftreten, ist der graue Star nicht schmerzhaft, und die Hunde gewöhnen sich an die Blindheit.

Linsenluxation

Bei manchen Tieren kann es möglich sein, dass sich die Linse verlagert und in den vorderen Augenbereich fällt. Dies ist besonders oft beim Jack Russell Terrier zu beobachten. Die Verlagerung der Linse führt zu einer Erhöhung des Augeninnendrucks. Um eine Erblindung zu verhindern, muss die Linse wieder in ihre normale Position gebracht oder entfernt werden.

Grüner Star

Die Flüssigkeit im Auge wird konstant zwischen Auge und Blutkreislauf ausgetauscht. Im gesunden Auge besteht ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss von Kammerwasser. Es kann jedoch passieren, dass der Abfluss behindert ist. Somit kommt es zu einem plötzlichen schmerzhaften Anstieg des Augeninnendruckes. Durch diesen Druck auf die Netzhaut wird diese zerstört und die Hunde erblinden. Eine Erhöhung des Augeninnendruckes wird grüner Star oder Glaukom genannt. Das Glaukom ist für die betroffenen Tiere äusserst schmerzhaft und eine Notfallsituation, die sofortiges Handeln erfordert.

Die Ursachen des Druckanstiegs sind vielfältig. Ein Glaukom kann angeboren sein, als Folge anderer ­Augenerkrankungen oder durch eine Tumorerkrankung entstehen. Das betroffene Auge ist dabei meist gerötet und tränt. Mithilfe des Tonometers kann der Augendruck gemessen werden. Dieser kann medikamentös gesenkt werden, indem die Produktion des Kammerwassers gehemmt wird. Reagiert das Auge nicht auf die Behandlung, kann es manchmal besser sein, das Auge zu entfernen, um dem Tier die Schmerzen zu ersparen.

Rassebedingte Probleme

Bei gewissen Hunderassen können sich die Lider einrollen. Dies ist besonders oft bei Tieren mit faltiger Stirn wie dem Shar-Pei oder dem Chow-Chow zu beobachten, es sind jedoch auch andere Hunderassen betroffen. In den meisten Fällen ist das untere ­Augenlid beim Roll-Lid (Entropium) betroffen. Wimpern und Haare kratzen durch das Einrollen auf der Hornhaut und führen zu Entzündungen und in schlimmen Fällen auch zu Hornhautgeschwüren. Die Behandlung erfolgt durch eine chirurgische Korrektur des Lides. Je nach Schweregrad kann auch ein Hautlifting Abhilfe schaffen.

Das andere Extrem ist ein Hängelid (Ektropium). Dabei hängen die Lider herab oder stehen von der Hornhaut ab. Besonders deutlich ist dies beim Bernhardiner oder Neufundländer der Fall. Durch das Abstehen sammeln sich gerne Fremdkörper wie Staub, Steinchen, Grassamen und anderes im Lid. Dabei kommt es leicht zu Bindehautentzündungen oder sogar Hornhautentzündungen. Auch hier kann in extremen Fällen die Chirurgie Abhilfe verschaffen.

west highland white terrier

Der West Highland White Terrier ­gehört zu den Rassen, bei denen eine Autoimmun­erkrankung, ­welche die Tränendrüsen zerstört, gehäuft ­beobachtet wird.

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Wann sollte mein Hund zum Tierarzt?

Sobald der Augenausfluss eitrig ist, ein Auge zugekniffen wird oder sich die ansonsten durchsichtige Hornhaut eintrübt, ist ein sofortiges Aufsuchen eines Tierarztes unerlässlich. Leichte Infektionen lassen sich gut zuhause mit milden pflanzlichen Augen­tropfen behandeln. Sollte jedoch nach zwei bis drei Tagen keine Besserung eintreten, ist es angezeigt, einen Tierarzt zurate zu ziehen.