von der chronischen Nierenerkrankung (CNE) sind rund ein bis drei Prozent aller Katzen betroffen

Chronische Nierenerkrankung (CNE) bei Hund und Katze

Eine chronische Nierenerkrankung (CNE) ist der anhaltende Verlust der Nierenfunktion im Laufe der Zeit. CNE betrifft schätzungsweise ein bis drei Prozent aller Katzen und 0,5 bis 1,5 Prozent aller Hunde. Nierenschäden im Zusammenhang mit CNE sind irreversibel und fortschreitend. CNE hat diverse Ursachen, aber das Endresultat ist ein Nierenfunktionsverlust. CNE ist eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität, insbesondere bei älteren Hunden und Katzen.

Text: Dr. med. vet. Mohammed Ebeid / www.vettrust.ch   Titelbild: punsayaporn/stock.adobe.com

Die Nieren sind verantwortlich für die Aufrechterhaltung des Wasserhaushalts im Körper; für die Produktion bestimmter Hormone; die Regulierung vieler Elektrolyte (Natrium, Kalium etc.) im Körper und für die Ausscheidung von Abfallprodukten (über Urin). CNE verursacht eine Störung in allen diesen Prozessen, was eine Vielzahl an unterschiedlichen Krankheitssymptomen nach sich ziehen kann.

Das Krankheitsbild der CNE

Die Ansammlung von Abfallprodukten kann dazu führen, dass die Tiere sich krank fühlen, lethargisch und ungepflegt erscheinen und langsam an Gewicht verlieren. Sie büssen die Fähigkeit ein, ihren Urin zu konzentrieren und infolgedessen kann es sein, dass sie grössere Mengen urinieren und mehr Wasser trinken, um dies zu kompensieren. Wichtige Proteine und andere Stoffe im Urin gehen verloren. Das kann zu Stoffwechselstörungen und Appetitlosigkeit beitragen.

CNE verursacht auch einen erhöhten Blutdruck (Hypertonie), der die Funktion einer Reihe wichtiger Systeme beeinträchtigen kann, einschliesslich der Augen, des Gehirns und des Herzens.

Ein weiteres Problem ist die Ansammlung von Säuren im Blut. Die Nieren mit CNE regulieren diese möglicherweise nicht angemessen, wodurch betroffene Patienten anfällig für Blutsäuerung oder Azidose sind. Diese beeinträchtigt erheblich die Funktion einer Vielzahl von Organsystemen im Körper.

Zudem beeinflusst CNE die Bildung von roten Blutkörperchen, was zur Anämie (verringerter Konzentration von roten Blutkörperchen im Blut) führen kann. Dies hat eine negative Wirkung auf den Stoffwechsel und das Wohlbefinden des Patienten.

So wird die CNE diagnostiziert

Ein Blutbild und eine Harnuntersuchung sind nötig, um die Nierenfunktion zu beurteilen. Die Konzentrationen von Abfallprodukten werden bestimmt, welche eine gesunde Niere normalerweise ausscheiden sollte. Zwei wichtige Abfallprodukte werden dabei unter die Lupe genommen: der Blut-Harnstoff (BUN) und das Kreatinin. Kreatinin wird allgemein als spezifischerer Indikator für die Nierenfunktion anerkannt. Ein Anstieg der Konzentration dieses Stoffs im Blut kann darauf hindeuten, dass die Nieren nicht richtig funktionieren, obwohl diese Werte im Lichte einer Reihe von Faktoren interpretiert werden müssen. Dehy­drierung zum Beispiel kann dazu führen, dass die BUN- und Kreatinin-Konzentrationen ansteigen, obwohl die Nieren ganz normal funktionieren.

Die Konzentrationen anderer Blutbestandteile, einschliesslich verschiedener Elektrolyte (wie Natrium und Kalium), Phosphor, roter Blutkörperchen und Proteine, sind ebenfalls wichtig zu bewerten. Ein neuer Test zur Messung der Konzen­tration von Symmetrischem Dimethylarginin (SDMA), einem Abfallprodukt des Protein­stoffwechsels, ermöglicht eine frühere Erkennung der chronischen Nierenerkrankung, als dies die bisher verfügbaren Tests konnten.  

Bei einer Harnuntersuchung werden die Konzentration des Urins, der pH-Wert und das Vorhandensein von Proteinen, Blutzellen, Bakterien und anderen Zellen bestimmt, die im Allgemeinen nicht im Urin gefunden werden sollten. Ebenso wichtig ist es, eine Urinprobe bakteriologisch untersuchen zu lassen, um eine bakterielle Infektion der Harnwege auszuschliessen.

Urinproben können entweder aus einer Katzen­toilette, die mit speziell dafür entwickelten Kügelchen gefüllt ist, oder durch Katheterisierung der Harnröhre entnommen werden. Zystozentese ist eine weitere Möglichkeit, eine Urinprobe für die bakteriologische Untersuchung zu gewinnen. Bei diesem Verfahren, das im Allgemeinen als sicher gilt, wird eine sehr feine Nadel durch die Bauch­decke in die Blase eingeführt, um die Urinprobe zu gewinnen.

Andere Studien, die bei der Beurteilung eines Patienten mit Verdacht auf CNE hilfreich sein können, sind die bildgebenden Verfahren wie Bauchultraschall und Röntgenaufnahmen. ­In einigen Fällen ist eine Biopsie notwendig, um die Ursache einer CNE festzustellen.

Angesichts des Potenzials für Bluthochdruck bei Katzen mit CNE ist die Messung des Blutdrucks einer Katze ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Beurteilung dieser Krankheit.

Idealerweise stellt die Tierärztin oder der Tierarzt die Diagnose aufgrund der Vorgeschichte, der klinischen Untersuchung, des Blutbildes und der Harnuntersuchung.

das trinkverhalten bei katzen kann sich bei einer chronischen Nierenerkrankung verändern

Eine CNE kann sich mit einem vermehrten Trinkbedürfnis bemerkbar machen.

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Die Behandlungsmöglichkeiten einer chronischen Nierenerkrankung

Leider ist CNE nicht heilbar. Das Ziel der Behandlung ist es, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und die Existenz zu verlängern. Die Therapie ist darauf ausgerichtet, die Ansammlung toxischer Abfallprodukte im Blut zu minimieren, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr aufrecht­zuerhalten, Störungen der Elektrolytkonzentration zu beheben, eine angemessene Ernährung zu unterstützen, den Blutdruck zu kontrollieren und das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verlang­samen.

Einige Patienten sprechen sehr gut auf die Behandlung von CNE an, andere nicht, so dass die Prognose für CNE sehr unterschiedlich ist. Einige Studien deuten darauf hin, dass Katzen, die mehr Protein in ihrem Urin verlieren, weniger günstige Prognosen haben. Es gibt Hinweise darauf, dass die Ergebnisse in Bezug auf Lebensqualität und Überleben besser sind, je früher eine CNE diagnostiziert und eine Behandlung eingeleitet wird. 

Neben häufigerem Trinken zeigen betroffene Tiere bei einer chronischen Nierenerkrankung auch vermehrten Harndrang, was bei Hunden einfacher zu beobachten ist als bei Katzen.

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