Was Kinder von Hunden lernen können

Was Kinder von Hunden lernen können

Hunde sind für Kinder wertvolle Kameraden. Gemeinsames Spiel und Zuneigung bringen viel Freude in den Alltag. Auch lernen können die Kleinen mit den Vierbeinern. Zum Beispiel, was es heisst, Verantwortung für ein Mitlebewesen zu übernehmen.

Text: Sibylle Kläusler   Titelbild: milanmarkovic78/stock.adobe.com

Doch was bedeutet «Verantwortung übernehmen» genau? Dieser Überbegriff beinhaltet verschiedene Aspekte. Es ist sinnvoll, diese im Einzelnen anzuschauen, damit das Kind nicht überfordert wird und von den Eltern entsprechend unterstützt werden kann. So kann es die Kraft und Lust entwickeln, mit einem vierbeinigen Begleiter durch Höhen und Tiefen zu gehen. Der Hund wird dann nicht nur zu einem wunderbaren Spielkameraden, sondern auch zu einem wertvollen Lehrer.

Hundehaltung erfordert Disziplin

Täglich, jahrein, jahraus, fordert der Hund abwechslungsreiche Spaziergänge, Beschäftigung, Fütterung und Pflege. Auch wenn das Kind nicht immer dabei ist, so bekommt es doch mit, dass es da keine Ausreden gibt. Ist der zweibeinige Nachwuchs schon etwas älter, kann er in die Tagesaktivitäten miteinbezogen werden und einen Teil der Alltagsaktivitäten mit übernehmen. Es braucht oft Überwindung, die Priorität beim Hund zu setzen. Wenn es draussen regnet und das gemütliche Sofa verlockend vor dem Fernseher wartet. Oder wenn ein Familienfest ansteht, ist die Frage nach dem Integrieren des Vierbeiners in den Tag auch ein Thema.

Bedürfnisse des Vierbeiners respektieren

Kinder bekommen das alles mit. Sie lernen, dass der Hund mit seinen Bedürfnissen wichtiger Bestandteil des Alltags respektive des Zusammenlebens ist. Es gilt abzuwägen zwischen dem Einbeziehen der Kinder in diese Verantwortung und der Überforderung, zwischen einem einfachen «Ich habe keine Lust» und einem ernst zu nehmenden «Ich bin überfordert». Stehen für das Kind Herausforderungen an, zum Beispiel Schulprüfungen, müssen die Eltern dies selbstverständlich unterstützen. Aber wie?

Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden

Seien Sie ruhig ein bisschen kreativ: Warum nicht das Prüfungswissen draussen in der Natur auf einer Bank abfragen? Während eines Spaziergangs, nach einem ausgelassenen Spiel mit dem Hund eine kleine Pause machen und den Prüfungsstoff verinnerlichen? Das hilft nicht nur dem Verankern des Gelernten, sondern das Gehirn ist mit grosser Wahrscheinlichkeit auch viel aufnahmefähiger als in einer angespannten Lernatmosphäre. Es lohnt sich, das mal auszuprobieren. Ich habe zusammen mit meiner Mutter einen Grossteil der Englisch-Vokabeln so gelernt. Und der Hund lernt gleichzeitig, auch mal ruhig zu warten und sich zu entspannen.

Für Kinder ist es eine tolle Erfahrung zu sehen, wie viel und schnell Hunde durch positive Bestärkung lernen.
Foto: vvvita/stock.adobe.com

Gemeinsames Lernen macht Schule

Nicht ohne Grund werden in gewissen Schulen Hunde als Unterrichtsbegleiter eingesetzt. Gemeinsam mit Bello oder Rex lernt es sich besser. Bereits mehrere Schulen arbeiten mit dem Verein Schulhunde Schweiz zusammen und setzen ausgebildete Therapiehunde im Unterricht ein.

Soziale Kompetenz lernen

Kinder wollen mit Hunden Spass haben. Dieser Spass muss auf Gegenseitigkeit beruhen. Das Eingehen auf die Bedürfnisse des Hundes ist wichtig für ein ausgeglichenes und glückliches Zusammenleben. Dieses Eingehen auf den anderen, das Ernstnehmen des Befindens des Mitlebewesens, ist wichtiger Bestandteil sozialer Kompetenz.

Die Sprache des Hundes verstehen

Wie die Kinder, so brauchen auch die Hunde Ruhephasen und Freiraum. Zeiten, in denen niemand etwas von ihnen will. Diese Zeiten sind wohl kaum immer synchron. Der Hund muss lernen, die Kinder in Ruhe zu lassen und umgekehrt. Leider gibt es immer wieder Vorfälle, bei denen die Grenzen des Hundes nicht respektiert werden. Der Hund gibt Zeichen, auf verschiedenen Stufen. Das muss nicht immer ein Knurren sein. Zieht sich der Vierbeiner zurück, wenn es zu hektisch wird, gilt es, diesen Rückzug zu akzeptieren. Wird dann insistiert, kann es sein, dass der Hund die Flucht nach vorne antritt, z. B. mit kurzem Anbellen oder Wegzwicken. Weicht dann ein Kind zurück, weil es erschrickt, hat der Hund etwas Fatales gelernt: Rückzug bringt nichts, die Strategie des Nach-Vorne-Gehens hat besseren Erfolg.

Schläft ein Hund, ist es auch da wichtig, ihn in Ruhe zu lassen. Nicht nur aus Respekt, sondern auch, weil ein Hund, der aus dem Schlaf gerissen wird, erschrecken und reflexartige Abwehr-Reaktionen zeigen kann.

Spielerische Lernerfahrungen machen

Das Lernverhalten des Hundes ist etwas sehr Spannendes und sehr komplex. Dieses Lernverhalten können Kinder spielerisch entdecken, am besten zusammen mit den Eltern. Lern- und Konzentrationsspiele für den Hund sind auch für die Kleinen interessant. Es macht Spass zu beobachten, wie der Vierbeiner zum Beispiel Lösungen herausfindet, um an Futterstücke zu kommen, oder mittels positiver Bestärkung ein neues Kunststück erlernt. Die Kinder bringen dem Hund so nicht nur etwas bei, sondern sie erfahren auch, dass es toll ist, sich auf das zu konzentrieren. Sprich: Sie lernen, sich positiv zu fokussieren und konstruktiv zu denken.

Auch die Fähigkeit des Beobachtens wird durch die Arbeit mit der positiven Bestärkung des Hundes spielerisch geschult. Schaut der Hund zum Beispiel auf dem Spaziergang aktiv zu den Besitzern, wird er sofort für diese Kontaktaufnahme mit einem Leckerli bestätigt. Oder bringt der Vierbeiner einen Gegenstand in die Richtung des Halters, anstatt damit loszurennen, wird er sofort gelobt und bestätigt. Die Kinder haben so immer Erfolgserlebnisse, denn der Hund lernt auf positive Weise sehr schnell. Es lohnt sich auf alle Fälle, sich über die Arbeit mit dem Clicker oder mit verbalen Markern schlau zu machen. Hund und auch Kinder können unglaublich viel erfahren und profitieren.

«Zwischen Kind und Hund haben die Eltern die Rolle eines Bindegliedes. Sie beziehen es in die Verantwortung für den Vierbeiner mit ein und sind Vermittler im gegenseitigen Verstehen. Eine anspruchsvolle und bereichernde Aufgabe.»

So stärken Sie die Bindung zwischen Kind und Hund

Kinder lieben es, dem Hund Aufgaben zu stellen, die er dann lösen kann. Suchspiele eignen sich wunderbar. Das Tier kann zum Beispiel verstecktes Futter suchen, einen «verlorenen» Gegenstand oder ein zwischen am Boden liegenden Ästen platziertes Spielzeug wiederfinden. Das gemeinsame Entdecken und Finden schweisst Kids und Hund zusammen. Und gerade im Wald sind die Möglichkeiten gross. Ein Tannzapfen ist ein tolles natürliches Spielzeug. Durch das Aufheben und das Halten in den Händen nimmt er den Eigengeruch des Menschen an. Danach wird er zwischen andere Tannzapfen gelegt. Der Hund muss dann erriechen, welches der Tannzapfen seiner Menschen ist. So kleine, einfache Spiele bereiten grosses Vergnügen und bieten Beschäftigung ohne grossen Aufwand.

Kinder und Hunde brauchen Bewegung

Auf ausgedehnten und abwechslungsreichen Spaziergängen mit integriertem Spiel kommen alle auf ihre Kosten. Die Natur bietet viele Möglichkeiten für Zwei- und Vierbeiner: Baumstämme, auf denen balanciert werden kann, kleine, natürliche Hindernisse, die gemeinsam übersprungen werden, Bäche, die im Sommer zum Planschen einladen. Aufzupassen gilt es bei Fangspielen. Hunde vergessen sich oft bei schnellen und hektischen Bewegungsspielen. Sie spielen «hündisch», und das kommt bei Kindern natürlich weniger gut an. Die Schnelligkeit, Wendigkeit und Kraft, die ein Hund im Spiel entwickelt, darf nicht unterschätzt werden. Eltern müssen da unbedingt kanalisierend dabei sein.

Freud und Leid gemeinsam erleben

Das Zusammenleben mit den Vierbeinern bringt viel Freude. Doch wie es im Leben so ist, so gehört auch Schmerz dazu. Krankheit, Unfall oder der Tod des haarigen Freundes sind schwere Momente, vor allem für Kinder. Das Dasein der Eltern in solchen Situationen ist extrem wichtig, damit das Kind den emotionalen Schmerz verarbeiten kann. Und da werden vielleicht auch schwierige Fragen gestellt wie: «Wo ist Basco jetzt?» oder «Kommt er wieder?». Kinder spüren genau, wenn der Hund leidet. Dasein mit viel Empathie und Verständnis der Eltern hilft einem Kind in solch schwierigen Zeiten. Und es lernt, auch in Zukunft mit unschönen Lebensmomenten umzugehen.

Das Loslassen gehört sicher zu den schmerzvollen Erfahrungen. Die Reaktionen auf einen solchen Verlust sind sehr unterschiedlich. Es kann sein, dass ein neuer Familienbegleiter vom Kind abgelehnt wird, da keiner seinem besten Freund das Wasser reichen kann. Oder aber das Gegenteil kann der Fall sein: Es will sofort einen neuen Hund, um die Lücke zu füllen. Die Unterstützung der Eltern in diesem emotionalen Prozess sowie die ehrliche Auseinandersetzung mit dem Dafür und Dagegen gibt dem Kind Sicherheit und Stabilität.