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Der Alterungsprozess bei Tieren

Ein Leben lang altern die Zellen und sterben ab. Warum ist das so? Was sind die biologischen Hintergründe? Inwiefern ist der Alterungsprozess von Haustieren schon komplett aufgeklärt?

Typische Alterserkrankungen im fortgeschrittenen Alterungsprozess:

  • Bewegungsapparat: Arthrose
  • Herz: Klappeninsuffizienz und Herzvergrösserung
  • Niereninsuffizienz
  • Leberinsuffizienz
  • Harn- und/oder Kotinkontinenz
  • Senilität / «Demenz»
  • Onkologische Erkrankungen (Krebserkrankungen)
  • Störungen des Hormonhaushalts (Diabetes, Nebennierenprobleme, Schilddrüse)

Text: med. vet. Gabrielle Brunner / www.vettrust.ch   Titelbild: Cavan/stock.adobe.com

Die grosse Überraschung: Eigentlich altern alle Wesen schon, bevor sie geboren werden: Bereits im Embryo finden Vorgänge statt, bei denen bestimmte Körperzellen absterben. Auch der ausgewachsene Körper entledigt sich mithilfe des programmierten Zelltods täglich Milliarden verbrauchter oder beschädigter Zellen. Dadurch entsteht Platz für neue Zellen. Ohne diesen Prozess müsste ein alter, mittelgrosser Hund mehrere hundert Kilo Knochenmark mit sich herumschleppen und sein Darm hätte eine Länge von ein paar Kilometern. Mit Ausnahme einiger Zellen – wie den Herz- und vielen Hirnzellen, die nicht erneuert werden – werden nach ein paar Jahren alle Zellen ersetzt.

Theorien über die Alterung

Es gibt unzählige Theorien über den Alterungsprozess. Zwei davon haben sich heutzutage aber besonders durchgesetzt: die Verschleisstheorie und die Programmtheorie.

Die Programmtheorie geht davon aus, dass die Körperzellen vorprogrammiert sind: Um zu wachsen und sich zu entwickeln, teilen sich die Zellen. Nach 50 bis 150 Teilungsvorgängen ist ihre «Uhr» abgelaufen, die Zelle stirbt.

Die Verschleisstheorie geht dagegen davon aus, dass sich die Zellen und Organe im Laufe eines Lebens immer mehr abnutzen. In jungen Zellen wirkt ein Reparaturmechanismus, der durchgehend entstehende Schäden ausbessert. Bei alternden Zellen häufen sich die Schäden aber, sodass sie nicht mehr alle repariert werden können. Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten freien Radikalen.
Die Forschung geht davon aus, dass die vererbte Veranlagung nur zu etwa einem Viertel darüber bestimmt, wie schnell ein Individuum altert. Die übrigen Anteile gehen auf das Konto der Umwelt, der Lebensumstände und der Ernährung.

Beim programmierten Zelltod löst sich die Zelle auf, um Platz für neue Zellen zu schaffen.

Illustration: Kateryna_Kon/stock.adobe.com

Was bedeutet das «Altern» konkret für unsere Tiere?

Unsere Haustiere werden also durch die immer besser werdende Versorgung stets älter. Als Faust­regel kann gelten: Hunde zählen ab sieben Jahren, Katzen ab acht Jahren und Pferde ab 20 Jahren zu den Senioren. Diese Zahlen variieren aber insbesondere bei den Hunden stark in Abhängigkeit mit der Körpergrösse und Rasse. Mit dem Erreichen dieses Alters sind nachlassende Körperfunktionen verbunden und es kommt zu folgenden Veränderungen:

  • Aktivität und Beweglichkeit lassen nach
  • Konditionsverlust
  • Veränderte Gewohnheiten in der Tagesroutine
  • Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme
  • Veränderungen im Fress- und Trinkverhalten
  • Veränderungen beim Kot- und Urinabsatz
  • Verdauungsprobleme (auch Blähungen, Auf­stossen, übelriechender Kot etc.)
  • Veränderungen in Haut und Fell, allgemeiner Geruch des Tiers
  • Sinnesorgane lassen nach (Schwerhörigkeit /Taubheit, Sehschwäche / Blindheit)
  • Zahnprobleme tauchen vermehrt auf

Tiere zeigen das Altern meist ungern

Aus der Evolution und der Natur heraus entstehend, verbergen unsere grossen und kleinen Heimtiere ihre Probleme lange erfolgreich vor dem Tierbesitzer. Sie möchten ihre Schwäche nicht zeigen, weil sie ansonsten das «Rudel» oder die «Herde» gefährden könnten. Daher ist es umso wichtiger, das Tier ganz genau zu beobachten.

Der jährliche Gesundheitscheck: Das beste Instrument, um Krankheiten früh genug zu erkennen

Der Wert einer Vorsorgeuntersuchung liegt in der Regelmässigkeit, denn die ernsten Alterserkrankungen können sich oft unbemerkt ausbreiten. Deshalb ist ein Gesundheits-Check, inklusive umfangreicher Blut- und Harnuntersuchungen ab dem Seniorenalter, essenziell. Viele Erkrankungen können bei frühzeitigem Erkennen durch geeignete Anpassungen (Spezialdiäten und/oder Medikamente) aufgehalten und somit die Lebensqualität deutlich verbessert werden. Zusätzlich kann gleich überprüft werden, inwiefern sich durch Futter­optimierung und Nahrungsergänzungsmittel der Gesundheitszustand des alternden Tiers verbessern lassen könnte.

regelmässige Gesundheits-Checks von alten Haustieren sind wichtig

Ein Gesundheits-Check, inklusive umfangreicher Blut- und Harnuntersuchungen ab dem Seniorenalter, ist essenziell.

Foto: Africa Studio/stock.adobe.com