wie finden hund und mensch zusammen

Wie Mensch und Hund sich finden

Tierermittlung funktioniert ähnlich wie eine Partnervermittlung. Ihr Ziel ist es, das richtige Paar zu verbinden, das perfekte «Matching» zu finden. Wobei bekannt ist, dass nicht nur die objektiven Ansprüche zählen. Obschon alles passen würde, funkt es dennoch nicht. Woran mag das liegen?

Text: Sibylle Kläusler   Titelbild: Soloviova Liudmyla/stock.adobe.com

Alles passt, aber es passt doch nicht

Jemand kommt ins Tierheim, weil er sich auf einer Internetseite in einen Hund verliebt hat, entscheidet sich dann auch... aber nicht für den Ursprungskandidaten. Jemand anderes sieht ein Bild und weiss genau, dass dieser Vierbeiner zu ihm gehört. Und es passt wunderbar. Nun, am Anfang stehen doch meist unsere visuellen Vorstellungen. Jeder hat so sein «Beuteschema». Dann kommen unsere Lebensumstände und Vorlieben, was wir mit dem Hund unternehmen möchten, auch die Grösse ist meist bewusst gewählt. Diese Faktoren sind Rahmenbedingungen. Und ab dann kommt das, was wir womöglich nie mit unserem Verstand zu erfassen vermögen: die Magie einer Verbindung. Die ist da oder eben nicht.

Folgende Geschichte, die ich zuerst kaum glaubte, erzählte mir eine befreundete Tierheimleiterin. Ein Mann bat um einen Besuchstermin, weil er sich auf der Internetseite des Tierheimes in einen Hund verguckt hatte. Seine Mischlingshündin war ein paar Wochen vorher gestorben. Das Tier wurde ihm vorgestellt, und er fand die Hundedame auch nett. Auch sie fand ihn anscheinend akzeptabel, interessierte sich aber nicht wirklich für ihn. Irgendwie schien der Funke nicht überzuspringen. Der Interessent begann, von seinem letzten Hund Maya zu erzählen. Und da geschah etwas schier Unfassbares: Die Tierheimleiterin hatte bereits gespürt, dass es zwischen den beiden wohl nichts werden würde. Als sie den Namen Maya hörte, teilte sie dem Mann mit, sie hätten eine Maya, die auch auf einen Platz wartete, allerdings noch nicht auf der Internetseite war. Sie stellte die beiden einander vor, und es war Liebe auf den ersten Blick.

Die Welpenwahl

Es gibt so viele wundervolle Hunde. Und dann gibt es den einen, der gleich unser ganzes Herz, unsere Seele erobert. Gerade wenn wir uns für einen Welpen entscheiden und unseren Neuzuwachs aus einem grossen Wurf selber aussuchen dürfen, fällt die Wahl oft nicht schwer. Und man stellt sich manchmal schon auch die Frage: Wer wählt hier eigentlich wen? Alle Welpen sind knuffig und sollten auch neugierig, aufgeweckt und offen sein. Doch dann ist da dieser eine. So ging es mir bei einem meiner Hunde. Acht Welpen tobten, spielten und wuselten um mich herum. Und plötzlich kam ein Welpenmädchen schnurstracks auf mich zu, setzte sich vor mich hin und guckte mir fadengerade in die Seele hinein. Ich sass auf dem Boden. Nachdem sie mir die «Sachlage» mit dem Blickkontakt fertig mitgeteilt hatte, kam sie auf meinen Schoss, rollte sich ein und begann zu schlafen, währenddessen die anderen weiterspielten.

Es ist selbstverständlich, dass man erst mal abklärt, welcher Hund grundsätzlich zu einem passt und ob man überhaupt bereit ist, die grosse Verantwortung für einen Vierbeiner zu übernehmen. Die eigentliche Entscheidung passiert dann jedoch auf einer Ebene, die wir wie erwähnt meist nicht mit unserem Verstand erfassen können.

Ob Hund und Herrchen wirklich zusammenpassen, hängt zum grossen Teil davon ab, ob die «Chemie» zwischen ihnen stimmt.
Foto: satura_/stock.adobe.com

Mit seinem Hund ein Herz und eine Seele

Ein schönes Beispiel dafür lieferte auch ein Kollege von mir. Er wollte einen Hund, respektive war mit dem Hundewunsch seines Sohnes nach langen Überlegungen einverstanden. Da er wusste, dass er die Hauptverantwortung tragen wird, traf er die Entscheidung für die Rasse. Bei der Auswahl des Welpen war nebst dem Rat der Züchterin jedoch vor allem sein Sohn entscheidend.

Der Siebenjährige entschied sich für einen eher zurückhaltenden Welpen. Trotz mehrmaligem Fragen des Vaters (er hätte sich eher für einen Keckeren entschieden), beharrte der Sohn auf seiner Wahl. Der Hund ist jetzt zwei Jahre alt und der Vater sagt mir, dass es die beste Entscheidung war. Der Hund passt wunderbar zu seinem Sohn. Er und Pax seien ein Herz und eine Seele.

Im Tierheim passieren viele bewegende und manchmal unglaubliche Geschichten. Eine nicht ganz einfache Hündin hat sage und schreibe fünf Jahre auf einen neuen Platz gewartet. Sie hatte glücklicherweise keinen Stress mit dem Tierheimbetrieb, sich gut eingelebt. Und es gab auch verschiedene Interessenten. Doch es passte nie zu 100 Prozent. Bis zu dem Tag, als diese eine Frau eher per Zufall auf genau diese eine Hündin stiess. Und es war um beide geschehen.

Das gewisse Etwas

Manchmal scheint der Zeitpunkt für einen vierbeinigen Neuzuwachs so gar nicht zu stimmen. Doch völlig unerwartet und ungeplant wird man vor eine Entscheidung gestellt, weil man sich in einen Hund verguckt oder ein Hund aus x-welchen Gründen an unsere Entscheidungstür klopft. Nun, da muss dann kurz mal der Verstand als Kontrollinstanz Überhand nehmen, abklären, ob die Rahmenbedingungen für die Haltung eines Vierbeiners gegeben sind. Und manchmal ist es erstaunlicherweise so, dass sich alle Hinder-nisse wie von selbst in Luft aufzulösen scheinen. Und das kann man als eine Art «Intuitions-Kontrolle» betrachten: Gibt es für alle Fragen nach der verantwortungsvollen Machbarkeit Lösungen, dann ist der intuitive Entscheid in der Regel stimmig.

Beim Feinentscheid für den einen oder anderen Hund spielen schlussendlich unsere Gefühle die Hauptrolle. Und es ist überhaupt nicht schlimm, wenn wir uns für einen Hund nicht entscheiden, wenn irgendwie die Chemie nicht passt. Im Gegenteil. Etwas übers Knie zu brechen, wäre für Zwei- und Vierbeiner keine gute Sache. Das Versprechen, das wir in eine Mensch-Hund-Verbindung hineingeben, ist gross, und wir müssen dieses halten. Der Verstand hilft uns, den Rahmen für die Entscheidung zu stecken. Und dann kommt da eben noch was, das gewisse Etwas. Denn zwischen zwei Lebewesen geht so viel mehr ab, als wir mit unserem Bewusstsein erfassen können, selbst wenn es wissenschaftliche Erklärungsversuche gibt. Nennen wir es doch einfach Magie und lassen wir sie Teil unseres Lebens sein.